Kommentar |
Drei Kommunikationsformen stehen im Zentrum des Seminars: Interview, offener Brief und öffentliche Rede. Stets soll es um den jeweiligen Stellenwert für die politische Meinungsbildung der Zuhörer oder Leser gehen. Dass etwa der offene Brief ein einflussreiches publizistisches Instrument sein kann, ist spätestens seit der Dreyfus-Affäre bekannt, die erst an Fahrt aufnahm, als sich der Schriftsteller Émile Zola in aller Öffentlichkeit an den Präsidenten der Republik wandte. Was im wechselseitigen Gespräch möglich ist, demonstrierte hingegen der Journalist Günter Gaus in seinen Fernsehinterviews, in denen er durch behutsames Nachhaken und Zeit Weltbild, Standpunkte und Ziele seiner Gesprächspartnern klar herauszuarbeiten verstand. Und wie folgenreich eine öffentliche Rede sein kann, zeigten Richard von Weizsäcker und Philipp Jenninger im positiven wie negativen Sinne. Entscheidend war in all diesen Fällen der historische Kontext und die Erinnerungskultur, in denen Interview, Brief oder Rede verortet waren beziehungsweise ihren Widerhall fanden. Ziel der Veranstaltung ist es, gemeinsam anhand von Fallbeispielen herauszuarbeiten, wann, wie und warum ein derartiger Kommunikationsakt seine Tragweite entfaltet. |
Literatur |
Literatur-/Filmempfehlung:
Horst Ferdinand (Hg.), Reden, die die Republik bewegten, Opladen2 2002; Günter Gaus, Die klassischen Interviews, Set A u. B [DVDs], München 2005; Rolf-Bernhard Essig, Der offene Brief: Geschichte und Funktion einer publizistischen Form von Isokrates bis Günter Grass, Würzburg 2000; ders./Reinhard M. G. Nickisch (Hg.), Wer schweigt, wird schuldig! Offene Briefe von Martin Luther bis Ulrike Meinhof, Göttingen 2007. |