Kommentar |
Wahrheit und Fiktion – wie kann das zusammenpassen? Es führt offensichtlich zu Problemen und Spannungen, wenn die eigentlich fiktionale Literatur einen Anspruch darauf erhebt, am gesellschaftlichen Prozess der Wahrheitsschöpfung teilzuhaben. Trotzdem reflektieren Literat*innen schon seit Anbeginn der europäischen Literaturproduktion intensiv über das Verhältnis, das zwischen Literatur und Wahrheit, zwischen Literatur und Wirklichkeit besteht.
In unserem Seminar spüren wir eben diesem Verhältnis nach sowie den literaturgeschichtlichen Veränderungen, die sich von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis in unsere Gegenwart hinein nachvollziehen lassen. Im Zentrum unserer Betrachtungen stehen die Begriffe der ›Wahrheit‹, der ›Wahrscheinlichkeit‹ und der ›Wahrhaftigkeit‹, die wir zunächst in ihrem Bedeutungshalt beleuchten, um sie anschließend zur Interpretation von literarischen Texten anzuwenden. So werden wir im Verlaufe des Seminars Textauszüge von u. a. Johann Christoph Gottsched, Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Peter Handke und Christian Kracht untersuchen. |