Im Unterschied zur Epik, der erzählenden Dichtung, zeichnet sich die Dramatik durch die szenisch präsentierte Handlung (von dran, griech. dor. für handeln, tun) aus. Gleichzeitig wird im Theater eine Geschichte erzählt (narrativ im weiten Sinne) und darüber hinaus finden sich sogar Beispiele des Narrativen im engeren Sinne. So hat es im antiken Theater erzählerische Elemente auf der Bühne gegeben, etwa in Form des Chors oder eines Boten; hat Brecht im 20. Jh. die Erzählerinstanz zu einem Leitkriterium des Epischen Theaters erhoben, um mit einem auf Einfühlung setzenden Illusionstheater zu brechen; und hat zuletzt in experimentellen Theaterformen der Nullerjahre erneut das Erzählen an Relevanz gewonnen, diesmal als performative Praxis an sich, „jenseits von Dramatik und Postdramatik” (Nina Tecklenburg).
Was hat es mit dem Erzählen im Theater auf sich? Welcher Erzählbegriff liegt jeweils zugrunde und welche Funktion kommt dem Erzählen in den unterschiedlichen Theatertexten zu? Und wie lassen sich die narrativen Elemente in einem Theatertext ganz konkret analysieren?
Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt im Seminar auf Theatertexten, die Flucht und/oder Migration zum Thema machen. Ziel des Seminars ist es, verschiedene Theaterformen mit Fokus auf epischen Elementen analysieren zu können und damit zugleich unterschiedliche Theaterepochen kennenzulernen.
Zum Einstieg:Scheffel, Michael (2004): "Erzählen als anthropologische Universalie. Funktionen des Erzählens im Alltag und in der Literatur". In: Engel, Manfred u. Zymner, Rüdiger (Hg.): Anthropologie der Literatur. Paderborn, S. 121-138. (Ein Scan steht den zum Seminar angemeldeten Studierenden auf MS Teams zur Verfügung.)
Bitte beachten Sie: das Seminar findet im Wechsel in Präsenz und Online statt. Der genaue Ablauf wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben. Die erste Sitzung am 17. April findet in Präsenz statt. |