Keine literarische Form bildet in solch exemplarischer Weise die Schnittstellen zwischen Individuum und Zeitgeschichte ab wie die Autobiografie. Ihre Definition ist umstritten, da sie als hybride Gattung ein Spektrum zwischen literarischen und expositorischen Texten, subjektiver Deutung des Autors und empirisch fundiertem Lebensbericht, Fiktion und Faktizität umfasst. Ihre historische Entwicklung spiegelt in ihrem Wandel die Geistesgeschichte, die Literaturgeschichte und Menschenbilder unterschiedlicher Epochen.
Im Proseminar wird zunächst ein Überblick über die Gattungsdiskussion und -geschichte gegeben. Die mannigfaltigen Erscheinungsformen der Autobiografie sollen danach an ausgewählten Textbeispielen von der frühen Neuzeit bis in die heutige Gegenwart systematisch beschrieben und diskutiert werden. Exemplarische, zum Kanon autobiografischer Schriften gehörende Werke sind z.B. Johannes Butzbach: „Odeporicon“ (1506); Johann Wolfgang von Goethe: „Dichtung und Wahrheit“ (1811–1833); Elias Canetti „Die gerettete Zunge“ (1977).
Der genaue Themenplan soll zu Beginn des Proseminars gemeinsam festgelegt werden. Das Programm ist offen für Vorschläge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. |