Kommentar |
Die Dramatik der Reformationszeit ist mit derjenigen unserer heutigen Gegenwart kaum zu vergleichen. Es gibt im 16. und frühen 17. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum beispielsweise keine festen Bühnen, auf denen täglich oder auch nur regelmäßig Theater gespielt wird, und keine professionellen Schauspieler. Dennoch kommt der Dramatik eine enorme literatur-, kultur- und gesellschaftsgeschichtliche Bedeutung zu, allerdings in einigen für die Epoche typischen, spezifischen Ausprägungen. So bringen die Reformatoren im Sinne von Luthers "sola scriptura"-Lehre zentrale Stoffe aus dem Alten und Neuen Testament in Form von Bibeldramen auf die Bühne, stellt die Gegenreformation diesen ihre katholische Glaubenspropaganda in Gestalt des Jesuitendramas entgegen und präsentieren kleinbürgerliche Handwerker in vielen Städten im Fasching in Wirtshäusern karnevaleske Komödien, die sog. Fastnachtsspiele. Ziel des Seminars ist es, diese reich ausdifferenzierte Theaterkultur im zeitgenössischen Kontext anhand bedeutender Beispieltexte, u.a. von Hans Sachs, Niklaus Manuel, Heinrich Julius v. Braunschweig-Wolfenbüttel und Jacob Bidermann, exemplarisch zu erkunden. Am Ende des Seminars steht eine Auseinandersetzung mit der Komödie "Absurda comica" von Andreas Gryphius, die auf der Grundlage der Poetik von Martin Opitz die Dramatik der Reformationszeit verunglimpft. |
Literatur |
Die beiden folgenden Reclam-Bände sind obligatorisch anzuschaffen:
Jakob Bidermann: Cenodoxus (Reclam 8958)
Andreas Gryphius: Absurda comica oder Herr Peter Squentz. Krit. Ausg. (Reclam 7982)
Die PDF-Dateien aller weiteren Primärtexte finden sich im ESem der SULB, dort (nach dem Einwählen mit LDAP-Kennung und Passwort!) unter Philosophische Fakultät, Fachrichtung Germanistik, Professur für Neuere deutsche Philologie und Literaturwissenschaft3, Prof. Bogner, HS Dramatik |