Kommentar |
Im Jahr 2000 prägte der Atmosphärenchemiker und Nobelpreisträger Paul Crutzen den Begriff „Anthropozän” (engl.: Anthropocene), der seitdem eine bemerkenswerte Karriere in den Umweltwissenschaften und der öffentlichen Diskussion durchlaufen hat. Crutzen wollte damit ausdrücken, dass mit der Industrialisierung seit dem späten 18. Jh. eine neue Epoche – das Anthropozän – begonnen habe, die dadurch gekennzeichnet sei, dass menschliche Aktivitäten zu einem dominierenden Einflussfaktor im Erdsystem geworden seien. Damit ist nicht lediglich eine neue historische Epoche wie Antike, Mittelalter oder Neuzeit gemeint, sondern ein neuer Abschnitt der Erdgeschichte, also eine Zäsur in einem deutlich größeren Maßstab.
Das ist sicherlich eine steile These, die sich bestenfalls in einigen Jahrtausenden aus der Rückschau bestätigen oder widerlegen lässt. Dennoch passt dieser zunehmend populäre Begriff offenbar in die heutige Zeit, indem er aktuelle Diskussionen über Klimawandel und andere anthropogene Umweltveränderungen reflektiert. Daher soll in diesem Proseminar der Begriff des Anthropozäns sowohl kritisch hinterfragt werden als vor allem auch als Aufhänger dienen, um die Umweltgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte zu untersuchen.
Als Seminarleistung werden neben der aktiven Mitarbeit, insbesondere der regelmäßigen Lektüre (auch englischsprachiger) Texte kleinere schriftliche Aufgaben, Referat und Hausarbeit erwartet. Begleitend zum Proseminar findet ein obligatorisches Tutorium statt.
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Literatur |
Paul J. Crutzen, Geology of Mankind, in: Nature, Vol. 415 (3.1.2002), S. 23.
John R. McNeill, Blue Planet. Die Geschichte der Umwelt im 20. Jahrhundert, Frankfurt a. M./New York 2003.
Will Steffen/Paul J. Crutzen/John R. McNeill, The Anthropocene: Are Humans Now Overwhelming the Great Forces of Nature?, in: Ambio 36 (2007), 8, S. 614-621.
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