Kommentar |
« Longtemps, je me suis couché de bonne heure ». Bereits dieser erste Satz von Prousts großem Roman A la Recherche du temps perdu ist unübersetzbar, weil in « bonne heure » zugleich das mit der Erinnerung verbundene Glück – « bonheur » – aufscheint. Das Wort- und Zeitkunstwerk Marcel Prousts sucht eine Sprache für die subtilsten Denk- und Gefühlsbewegungen, die den Prozess der Erinnerung begleiten. Im ersten Teil des Seminars werden deshalb zentrale Passagen aus der Recherche im Mittelpunkt einer gemeinsamen textnahen Lektüre stehen. Proust selbst räumte den Medien der Malerei und der Musik einen großen Stellenwert in seinem Werk ein, aber er interessierte sich auch für die Medien der Photographie und des Films. Selbst das Telefon erhält eine eigene Bedeutung. In einem zweiten Schritt wird aus diesem Grund eine medienästhetische Perspektive in den Vordergrund der Interpretation zentraler Textauszüge treten. Da der Roman eine Vielzahl von filmischen Transpositionen herausforderte, mit dem Medium des Films auf das Medium der Schrift zu antworten, sollen diese ebenso wie die Bande dessinée von Stéphane Heuet analysiert werden. Eine enge Kooperation mit dem Kino 8 1/2, das die Filme Céleste (Percy Adlon, 1981), Eine Liebe von Swann (Volker Schlöndorff, 1984) und Le Temps retrouvé (Raoul Ruiz, 1999) zeigen wird, ist vorgesehen.
Ein Reader mit den zu analysierenden Passagen mit einer deutschen Übersetzung wird zur Verfügung gestellt. |