Kommentar |
Zusammen mit der kolonialen Expansion Europas im 19. Jahrhundert intensivierten sich auch die Missionsbemühungen der katholischen Kirche. Unzählige Missionsorden und -kongregationen wurden neu gegründet, ältere wurden reaktiviert, sodass die katholische Missionsstatistik am Ende des Jahrhunderts 12.700 Missionare und über 24.000 Missionarinnen zählte. Während das Tätigkeitsspektrum der Missionar*innen breit war – von der „Heidenmission“ über den Aufbau von Handelsnetzwerken bis hin zu sozialkaritativen Initiativen –, etablierten sie sich im Laufe des Jahrhunderts zu Expert*innen des kulturellen Kontakts, der Wissensvermittlung und der humanitären Hilfe. Auf der anderen Seite hatten Missionsdiskurse und -praktiken erheblichen Einfluss auf Vorstellungen von „Eigenem“ und „Fremdem“ und sie beeinflussten Debatten, die die europäischen Gesellschaften des 19. Jahrhunderts intensiv beschäftigten. Gleichzeitig bleibt die Rolle der Mission ambivalent, denn in ihr bündelte und überlagerte sich der religiöse wie der säkulare Universalitätsanspruch Europas; Missionar*innen dabei wurden oftmals zu willigen Helfer*innen der kolonialen Bestrebungen und ihre Initiativen zu Mitteln, Gehorsam, Disziplin und Arbeitskraft der Kolonisierten verfügbar zu machen. Ziel des Proseminars ist es, das Themenfeld aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten: Gefragt wird nach Trägern und Zielen der Mission ebenso wie nach dem Selbstverständnis und dem soziokulturellen Ausgangspunkt der Missionar*innen und dem Verhältnis von Kolonialismus und Mission. |
Literatur |
Literatur: Bellers, Jürgen, u. Gründer, Horst (Hrsg.): Schamanen, Medizinmänner und Missionare, Hamburg 1995; Gründer, Horst: Christliche Mission und deutscher Imperialismus 1884-1914, Paderborn 1982; Hölz, Richard: Gläubige Imperialisten. Katholische Mission in Deutschland und Ostafrika (1830–1960), Frankfurt am Main 2021; Ratschiller, Linda und Karolin Wetjen (Hrsg.): Verflochtene Mission. Perspektiven auf eine neue Missionsgeschichte, Köln 2018. |