Kommentar |
Die Schöpfungsmythen und -erzählungen, die in den Hochkulturen ab 3000 v.Chr. entstanden, gehören zu den ältesten Literaturen der Menschheit. Sie spiegeln in beispielhafter Weise die Veränderungen einer neuen Epoche in der Geschichte des Gottesglaubens und der Anthropologie. Obwohl die uranfänglichen Kräfte der Natur, aus denen alles entstanden ist, nach wie vor als chaotisch und bedrohlich empfunden und auch so dargestellt werden, zeichnet sich bei der Suche des Menschen nach letzter Sinnhaftigkeit eine religiöse Neuorientierung ab: Astrale Götter und Göttinnen, die Menschen- oder personenanalog gedacht sind, treten in den Mittelpunkt der Verehrung. Von diesen "geschichtlich" handelnden Gottheiten, die in den Mythen fast aller Hochkulturen vorkommen, leitet der Mensch von jetzt an seine Besonderheit und Andersartigkeit gegenüber allen nicht-menschlichen Formen des Lebendigen ab.
In der Vorlesung sollen die Schöpfungsvorstellungen der älteren und jüngeren polytheistisch geprägten Hochkulturen in vergleichender Perspektive dargelegt und analysiert werden. Vor diesem Hintergrund sollen die biblischen Schöpfungsmythen und die griechischen Schöpfungsvorstellungen, in Mythos und Philosophie, sowie die Eigenart und Wandlungen der christlichen Schöpfungslehre und die Umbrüche im Gefolge der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu Kosmologie und Kosmogonie erarbeitet werden. |