Kommentar |
"A language is a dialect with an army and a navy."
Abgesehen von dem oben genannten, Max Weinreich zugeschriebenen Zitat, das zeigt, dass die Abgrenzung von Sprachen und Dialekten auch von außersprachlichen Faktoren abhängt, lassen sich natürlich auch linguistische Maßstäbe nennen, um zu entscheiden, was einen Dialekt zu einem Dialekt macht. Aber wie sind Dialekte eigentlich entstanden? Und woher wissen Linguisten, in welchen Merkmalen sich verschiedene Dialekträume voneinander unterscheiden, d.h. wie gelangen Linguisten überhaupt zu verwertbaren Daten über den dialektalen Sprachgebrauch? Und wenn sich Dialekträume unterscheiden lassen, wie sieht es dann mit der Varianz innerhalb dieser Dialektverbände aus, sprechen also z.B. alle Rheinfränkisch-Sprecher einen identischen Dialekt? Und verfügen Sprecher, die sowohl dialektale also auch standardsprachliche Kompetenzen aufweisen, möglicherweise noch über weitere sprachliche Register zwischen diesen beiden Polen? Und wie stabil sind die deutschen Dialekte aktuell noch, laut dem UNESCO-Weltatlas der bedrohten Sprachen ist beispielsweise das Nordfriesische stark vom Aussterben bedroht. Im ersten Drittel des Seminars sollen diese und weitere Fragen beantwortet werden, im weiteren Verlauf werden wir dann ausgewählte dialektale Variationen betrachten und analysieren, wobei der Schwerpunkt auf morphologischen (z.B. isch bin gang) und syntaktischen Abweichungen (z.B. dem Peter sein Auto oder i woas ned, was dass das gesollt had) vom Standarddeutschen liegen wird. |
Literatur |
Girnth, Heiko (2007): Variationslinguistik, in: Markus Steinbach et al (Hgg.). Schnittstellen der germanistischen Linguistik. Stuttgart, Weimar: Metzler, 187-217. |