Die Europa-Vorlesung des Europa-Kollegs CEUS ist eine interdisziplinäre Ringvorlesung, die sich an die Studierenden der Fachrichtungen der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät sowie der Philosophischen Fakultäten richtet. Jede Sitzung wird von einem interdisziplinären Tandem gestaltet, wodurch die Studierenden neue Zugänge jenseits der eigenen Fächergrenzen kennenlernen. Zudem sollen sie dazu inspiriert werden, die Methoden und Inhalte des eigenen Fachs zu reflektieren und weitere Perspektiven in ihre wissenschaftliche Arbeit zu integrieren.
Übersicht der Einzeltermine:
30. April 2015:
Prof. Dr. Astrid Fellner (Amerikanistik)/Prof. Dr. Joachim Frenk (Anglistik):
Grenzziehungen/Grenzüberwindungen: (Re-)Präsentationen von Grenzen in Nordamerika und dem Vereinigten Königreich
28. Mai 2015
Prof. Dr. Norbert Gutenberg (Sprechwissenschaft und Sprecherziehung)/Prof. Dr. Peter Riemer (Klassische Philologie)
Divergenzen und Konvergenzen europäischer Rhetorik: Gerichtsreden in der Antike/Propaganda-Rhetorik im Zweiten Weltkrieg
Das beide Vorträge verbindende Element ist die Rhetorik. Die Kategorien der Argumentation und der Gestaltung von Reden haben sich seit der Antike nicht verändert. Prof. Riemer wird zu den von den Betroffenen (Ankläger und Angeklagter) selbst zu haltenden Reden in Athen und der professionellen Verteidigung und Anklage durch Mandatsträger in Rom berichten. Prof. Gutenberg wird die überraschende Entdeckung präsentieren, dass es zwischen französischer und deutscher Kriegsdarstellung im Zweiten Weltkrieg frappierende Ähnlichkeit gab: Die deutsche Wehrmachtsberichterstattung nach 1943 hatte einen Vorläufer: die französische Darstellung des Krieges in Polen (1939) und der ‚drôle de guerre‘ in Frankreich (1940).
11. Juni 2015
Dr. Daniel Kazmaier (Frankophone Germanistik)/Dr. Dominik Schmitt (Optionalbereich/Komparatistik)
Beim CEUS! - Astérix Européen, Asterix, der Europäer. Ein Comicheld als deutsch-französische Identifikations- und Abgrenzungsfigur
Die Comic-Abenteuer des kleinen Galliers Asterix sind eine europäische Erfolgsgeschichte. Vor allem in Frankreich und Deutschland erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Die Deutungs- und Wirkungsgeschichte der Figur ist in beiden Ländern jedoch sehr unterschiedlich. Dieser Vortrag will den französischen Astérix mit dem deutschen Asterix vergleichen und an Beispielen wie Übersetzung, Wirkungsgeschichte, kulturelles Gedächtnis (Eingang ins kollektive Gedächtnis/Archiv) aufzeigen, inwiefern der Comic als Musterbeispiel für Annäherungs- und Abgrenzungsprozesse im europäischen Kulturraum betrachtet werden kann.
25. Juni 2015
Dr. Gregor Halmes (Romanistik)/Prof. Roland Marti (Slavistik)
Politische Grenzen und Sprachgrenzen - Konvergenz oder Divergenz? Ein Ost-West-Vergleich
Grenzen – und somit auch Grenzregionen – können trennen und verbinden. Treten politische Grenzen und Sprachgrenzen auseinander, so entsteht ein vielfältiges Panorama an spannungsreichen Beziehungen, aber auch an Perspektiven. Wie stellt sich dieses Spannungsverhältnis aktuell in Europa dar? Die Referenten gehen dieser Frage am Beispiel der deutsch-französischen Grenze sowie anhand von Entwicklungen in Mittel- und (Süd-) Osteuropa nach. Führt das Spannungsverhältnis zwischen politischen Grenzen und Sprachgrenzen zu mehr Konvergenz oder zu mehr Divergenz? Sind in Europa – festgemacht an diesen Beispielen – zurzeit neben „De-Bordering“-Prozessen durchaus auch massive „Re-Bordering“-Prozesse zu beobachten?
9. Juli 2015
Prof. Hans-Jürgen Lüsebrink (Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation)/Prof. Christian Scholz (BWL insbesondere Organisation, Personal- und Informationsmanagement):
(Inter-)Kulturalität: Eine Reise voller Überraschungen und Irrtümer
Das Wort „Reise“ bezieht sich in diesem Gespräch zwischen zwei Wissenschaftlern aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen nicht nur auf ihre über 20 Jahre lange gemeinsame Zusammenarbeit, die u. a. zum DFG-Graduiertenkolleg „Interkulturelle Kommunikation“ führte. Es bezieht sich auch auf die Entwicklung des Feldes mit all seinen Spannungsfeldern: zwischen Regionen, zwischen Kulturen, zwischen Konzepten und dann natürlich auch zwischen einem rein wissenschaftlichen Erklärungsauftrag und einer Ökonomisierung mit Gestaltungsauftrag. Das Ergebnis: eine echte Zeitreise, die vor allem die nicht zu unterschätzende Dynamik der Idee „(Inter-)Kulturalität“ deutlich macht.
23. Juli 2015
Dr. Semjon Dreiling (Kunstgeschichte)/Dr. Arne Thomsen (Archäologie)
Anverwandlungen klassischer Götter und Heroen. Vom unterschiedlichen Gebrauch der Mythen in den antiken und frühneuzeitlichen Bildkünsten
Bereits innerhalb der Antike werden die Mythen, die ja keine verbindlichen Texte sind, zu ganz unterschiedlichen Aussageabsichten und Verwendungszwecken gebraucht und verwandelt, in den Bildkünsten mindestens ebenso wie in ihren Literarisierungen. Besonders eklatant ist das in den römischen Sarkophagreliefs, wo ganz unerwartete mythische Figuren wie die Kindermörderin Medea in grundlegend neu akzentuierten Bildern einer Trauerrhetorik auftreten können. Das Aufgreifen unterschiedlicher mythologischer Text- und Bildtraditionen in Mittelalter und Früher Neuzeit trug zur Pluralisierung der verfügbaren Darstellungsformen bei. Neben dem um die Mitte des 16. Jahrhunderts in mythographischen Handbüchern verfügbaren „Mythenschatz“, aus dem sich Dichter, Humanisten und Künstler bedienen konnten, kam es auch zu neuartigen Darstellungen, wie etwa satirischen Gegen-Bildern des Parnass mit Apoll und den Musen sowie dem Flügelross Pegasus. Diesen innovativen, teils witzigen Götterbildern widmet sich der zweite Teil der Vorlesung.
30. Juli 2015
Klausurtermin
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