Kommentar |
„Als Wirklichkeitszertrümmerung, als rücksichtsloses an-die-Wurzel-der-Dinge-Gehen“ definiert Gottfried Benn rückblickend die „innere Grundhaltung“ des Expressionismus. Diese teilen viele avantgardistische Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, denen die radikale Abwendung von der bürgerlichen Kultur, ihren gesellschaftlichen Normen und ästhetischen Vorstellungen gemeinsam ist. Zentrale Themen des Expressionismus sind daher zeitgenössische Phänomene wie Modernisierungsprozesse, das Wachstum der Großstädte und die damit verbundene Anonymisierung des Lebens. In den Fokus rücken Außenseiter und Verlierer der Gesellschaft, Generationenkonflikte, Krankheit, aber auch der Erste Weltkrieg. Formal bemüht man sich um Gestaltungsweisen, die der reizüberfluteten Wahrnehmung der Gegenwart gerecht werden können.
Das Seminar bietet anhand zentraler literarischer Texte, beispielsweise von Georg Heym, Georg Kaiser, Alfred Döblin, Else Lasker-Schüler, Georg Trakl und Gottfried Benn, einen Einblick in die Literatur des Expressionismus und ihre Ausprägung in den verschiedenen Gattungen. Darüber hinaus sollen auch programmatische Texte und literarhistorische Zusammenhänge untersucht sowie Epochenkonzepte problematisiert werden. Hierbei werden die in den Grundkursen erworbenen Kompetenzen literaturwissenschaftlicher Analyse und Interpretation vertieft. |
Literatur |
Zur Anschaffung empfohlen:
- Walter Hasenclever: Der Sohn (Reclam)
- Georg Kaiser: Von morgens bis mitternachts (Reclam)
- Gottfried Benn: Gehirne (Reclam)
- Alfred Döblin: Die Ermordung einer Butterblume (Fischer Klassik)
Die restlichen Texte zu den einzelnen Sitzungen werden bei ESem online zur Verfügung gestellt. |