Im Alltag kommunizieren wir häufig mehr Information mit einem Satz als dessen wörtliche Bedeutung. Beispielsweise wird Lisa in einem Dialog wie (1) üblicherweise aus Peters Antwort schlussfolgern, dass der Supermarkt Backwaren im Sortiment führt und zum Äußerungszeitpunkt geöffnet ist. Ansonsten wäre Peters Antwort wenig hilfreich.
(1) [Kontext: Lisa will am Sonntag frische Brötchen zum Frühstück kaufen.] Lisa: "Gibt es hier in der Nähe einen Bäcker?" Peter: "Im Bahnhof gibt es einen Supermarkt."
Solche Inferenzen werden nach dem britischen Philosophen Paul Grice Implikaturen genannt und fallen aufgrund ihrer Kontextabhängigkeit in den Bereich der Pragmatik. Anders als Präsuppositionen (2b) können sie etwa in einem spezifischen Kontext negiert werden (2a), ohne dass dies zu einer widersprüchlichen Aussage führt.
(2) a) Im Bahnhof gibt es einen Supermarkt, der ist aber Sonntags geschlossen. b) #Im Bahnhof gibt es einen Supermarkt, aber es gibt hier gar keinen Bahnhof.
Das Seminar gibt einen Überblick über die einflussreichsten Theorien zu Implikaturen, bevor ausgewählte, teils kontroverse, Aspekte dieser Theorien eingehender diskutiert werden. Neben rein theoretischen Arbeiten werden wir auch einige der inzwischen recht zahlreichen empirischen Studien zu Implikaturen besprechen, die die Gültigkeit theoretisch motivierter Vorhersagen mit experimentellen Methoden überprüft haben. |