Wurde Noir lange Zeit im Sinne eines Epochenbegriffs für US-amerikanische Filme der 1940er und -50er verwendet, so hat sich der Begriff inzwischen zu einem Genrebegriff gewandelt, der einerseits nicht mehr nur zur Charakterisierung von Hollywood-Filmen verwendet wird, sondern der anderseits auch auf andere Medien wie z.B. die Graphic Novel übertragen wird. Noir lässt sich durch immer wiederkehrende stilistische und thematische Merkmale beschreiben, wie z.B. das Spiel mit Licht und Schatten, Off-Erzählung und Rückblenden, Stadt als Handlungsraum, Anti-Held und femme fatale als zentrale Figuren. In der Übung vergleichen wir die Umsetzung mehrerer Noir-Geschichten in unterschiedlichen Medien.
Im ersten Teil steht ein Vergleich von Chandlers Roman The Big Sleep (1939) mit dem gleichnamigen Film von Howard Hawks (1946). Es schließt sich ein Vergleich von James M. Cains The Postman Always Rings Twice (1934) mit einer italienischen (Ossessione, Luchino Visconti, 1943) und einer US-amerikanischen Adaption (Tay Garnett, 1946) an. Durch Referate wollen wir darüber hinaus weitere Beispielfilme kennenlernen, um uns einen breiteren Überblick zu verschaffen.
Vorstellbar wären hier:
Noir 1940er-1950er Jahre:
The Glass Key/Der gläserne Schlüssel (Stuart Heisler, 1942)
This Gun for Hire/Die Narbenhand (Frank Tuttle, 1942)
Double Indemnity/Frau ohne Gewissen (Billy Wilder, 1944)
The Killers/Rächer der Unterwelt (Robert Siodmak, 1946)
The Lady from Shanghai/Die Lady von Shanghai (Orson Welles, 1947)
Out of the Past/Goldenes Gift (Jacques Tourneur, 1947)
The Big Combo/Geheimring 99 (Joseph H. Lewis, 1955)
Kiss Me Deadly/Rattennest (Robert Aldrich, 1955)
The Killing/Die Rechnung ging nicht auf (Stanley Kubrick, 1956)
Touch of Evil/Im Zeichen des Bösen (Orson Welles,1958)
Ascenseur pour l'échafaud/Fahrstuhl zum Schafott (Louis Malle, F 1958)
Neo-Noir:
Chinatown (Roman Polanski, 1974)
L.A. Confidental (Curtis Hanson, 1997)
Memento (Christopher Nolan, 2000)
The Man Who Wasn’t There (Joel und Ethan Coen, 2001)
Collateral (Michael Mann, 2004)
Sin City (Frank Miller, Robert Rodriguez, 2005)
Inherent Vice (Paul Thomas Anderson, 2014)
Im zweiten Teil des Kurses widmen wir uns dem Vergleich von Roman und Graphic Novel. Hier werden die Beispiele zum einen Léo Malets 120, rue de la Gare (1943) und die Umsetzung durch Jacques Tardi (1988) sein und zum anderen Darwyn Cookes Richards Stark's Parker The Hunter (2009) der auf einem Roman aus dem Jahre 1962 basiert. |