Kommentar |
Pablo Picasso (1881-1973) gilt als Inbegriff des modernen Künstlers, der die Bildsprache des 20. Jahrhunderts grundlegend erweitert und zentrale künstlerische Entwicklungen von der Jahrhundertwende bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend mitgestaltet hat. Doch lässt der singuläre Blick auf den Mythos Picasso außer Acht, dass der Künstler Teil eines dynamischen und komplexen Netzwerks war. Dieses umfasste die unterschiedlichsten Maler, Bildhauer, Fotografen sowie Kunsthändler und Literaten, mit denen Picasso kooperierte, die ihn inspirierten oder denen er seinen Erfolg auf dem Kunstmarkt verdankte. Im Rahmen der Übung soll das Phänomen Picasso im künstlerischen Kontext seiner Zeit diskutiert und neben dem Verständnis für sein facettenreiches Werk auch Einblick in die Geschichte der Pariser Avantgarden und ihre aktuelle museale Rezeption gegeben werden.
Neben Hauptwerken des Spaniers werden dementsprechend auch befreundete Künstler, für die Entstehung und Rezeption der Werke relevante Kontexte sowie Kunstströmungen vorgestellt, die für Picassos Entwicklung ausschlaggebend waren oder von ihm geprägt wurden. Eine zweitägige Exkursion nach Paris mit Besuchen im Musée Picasso und in der Dauerausstellung des Centre Georges Pompidou wird zum einen Gelegenheit geben, die Überlegungen der Übung an den Originalen zu überprüfen und insbesondere für materielle und produktionsästhetische Besonderheiten von Picassos Schaffen zu sensibilisieren. Zum anderen soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern die kürzlich neu konzipierte Hängung in beiden Museen mit dem traditionellen Geniekult um Picasso bricht und zu einem stärker kontextualisierenden Narrativ anregt. Die Institutionsgeschichte der beiden Häuser wird dabei ebenso berücksichtigt, wie aktuelle kuratorische Dispositive und Schwerpunktsetzungen.
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Literatur |
Ausst.-Kat. Picasso sculpture, hrsg. von Ann Temkin, Museum of Modern Art, New York 2015; T. J. Clark, Picasso and truth: from cubism to Guernica, Princeton 2013; Michael C. Fitzgerald, Making modernism: Picasso and the creation of the market for twentieth-century art, Berkeley [u.a.] 1996; Christopher Green, Art in France: 1900-1940, New Haven [u.a.] 2000; Jutta Held, Avantgarde und Politik in Frankreich: Revolution, Krieg und Faschismus im Blickfeld der Künste, Reimer 2005; Patricia Dee Leighten, The liberation of painting: modernism and anarchism in avant-guerre Paris, Chicago 2013; Werner Spies, Kontinent Picasso, München [u.a.] 2003; Werner Spies [Hrsg.], Picasso: Skulpturen, Ostfildern-Ruit 2000; Carsten-Peter Warncke, Pablo Picasso. 1881-1973, Köln 2002. |