Schon seit jeher gilt Lügen als unmoralisch. So formulierte bereits der alttestamentliche Schöpfungsbericht als achtes Gebot ein Verbot der Lüge. Zugleich ist Lügen menschlich und alltäglich. Die Thematik der Lüge findet daher nicht nur Einzug in die Religion, sondern spielt auch in der Philosophie, Psychologie und in der Rechtswissenschaft eine wichtige Rolle. Zudem trifft man bei der Beschäftigung mit dem Spektrum zwischen Lüge und Wahrheit unumstößlich auch auf jene berühmte platonische Aussage: „Dichter lügen”.
Das Seminar untersucht daher das komplexe Verhältnis zwischen Lüge und Literatur. Dabei gilt es nicht nur zu hinterfragen, inwiefern der Vorwurf der Lügenhaftigkeit auf die Literatur zutrifft – also mit Literatur gelogen wird – sondern auch, wie die Literatur intern mit der Lüge und ihren Facetten spielt – also in der Literatur gelogen wird – und welche Funktionen beiden Aspekten zukommen.
Wir beschäftigen uns nicht nur mit einschlägigen literarischen Texten kanonisierter Autoren wie z.B. Gotthold Ephraim Lessing, Heinrich von Kleist, Gottfried Keller und Arthur Schnitzler, sondern auch mit verschiedensten Gattungen vom Märchen über die Novelle bis hin zum Roman in einer zeitlichen Bandbreite vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. |