Kommentar |
Entstanden im Frankreich des ausgehenden 18. Jahrhunderts hat das Feuilleton als journalistische Form wie als literarische Gattung die verschiedenen Übergänge und Diskontinuitäten medialer Umbrüche bis in unsere Gegenwart überstanden. Während zunächst Berichte, Kritiken, Rezensionen und Kommentare über Literatur und Theater, Musik und Ballett, Bildende Kunst und Architektur bestimmend waren, reflektiert die Gattung – einem erweiterten Kulturbegriff folgend – heute nahezu alle Erscheinungen kulturellen Lebens, so dass die klassischen Themen um Gegenstände aus Fernseh- und Serienformaten, politischer Ökonomie und Sport, Zeitgeschehen und digitaler Welt ergänzt werden.
Im Spannungsfeld von publizistischer Gebrauchsliteratur und literarischem Anspruch umfasst das Feuilleton einerseits sehr unterschiedlich konturierte, kleinere Prosaformen; andererseits ist es im Zusammenhang divergenter ästhetischer und poetologischer Positionen zu verstehen.
Vor diesem Hintergrund werden im Seminar zunächst theoretische Bestimmungen der Gattung betrachtet, um nachfolgend, anhand exemplarischer Texte, ihre Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert nachzuzeichnen. Gelesen und analysiert werden Feuilletons u. a. von Heinrich Heine (1797 bis 1856), Theodor Fontane (1819 bis 1898), Karl Kraus (1874 bis 1936), Kurt Tucholsky (1890 bis 1935), Alfred Polgar (1873 bis 1955), Egon Erwin Kisch (1885 bis 1948), Franz Hessel (1880 bis 1941), Friedrich Sieburg (1893 bis 1964), Marion Gräfin Dönhoff (1909 bis 2002), Fritz J. Raddatz (1931 bis 2015), Sibylle Berg (geb. 1962). |
Literatur |
Die Feuilletons, die Gegenstand der Seminardiskussion sein werden, werden Ihnen in digitaler Form zu Beginn des Seminars zur Verfügung gestellt.
Über die Gattung können Sie sich in Vorbereitung des Seminars u. a. in folgendem Werken informieren:
- Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur. Hrsg. von Hildegard Kernmayer und Simone Jung. Bielefeld: transcript 2017.
- Barbara Wildenhahn: Feuilleton zwischen den Kriegen. Die Form der Kritik und ihre Theorie. München: Wilhelm Fink 2008.
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