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Timothy Williamson: Knowledge and its Limits - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 120195 Kurztext
Semester WiSe 2019/20 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen
Turnus Veranstaltungsanmeldung Keine Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
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Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Di. 12:00 bis 14:00 woch 15.10.2019 bis 04.02.2020        Geb. A2 3, Raum 0.09 (EG)  
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Zuordnung zu Einrichtungen
Philosophie
Inhalt
Kommentar

Wissen ist ein (wenn nicht der) zentrale(r) Gegenstand der Erkenntnistheorie, dessen Analyse aber auch nach über 2000 Jahren nicht befriedigend gelungen ist. Zwar ist es relativ leicht, notwendige Bedingungen anzugeben -- aber wie eine Vielzahl an Gegenbeispielen (Gettier u.a.) zeigt, ist nicht jede wahre und gerechtfertigte Überzeugung schon Wissen.

In seinem Buch Knowledge and its Limits (2000), das mit Recht als eines der wichtigsten Philosophiebücher der neueren Zeit gilt, dreht Timothy Williamson daher den Spieß um: "Knowledge first" -- Wissen zuerst, so lautet sein Slogan, und damit ist zunächst ein Perspektivwechsel gemeint: Auch in Ermangelung einer Analyse kann man Wissen zu seinem Recht verhelfen --- und anderes besser durch Wissen analysieren als durch (Kombinationen) seiner vorgeblichen Komponten. Bereits in seinem vorherigen Buch hat Williamson dies umfassend und beeindruckend in Bezug auf Vagheit vorgeführt, in KaiL finden sich neben Diagnosen skeptischer Argumente und des Überraschungsprüfungsparadoxes auch eine einfache, aber mächtige Theorie der Evidenz (E=K, evidence is knowledge), neue Überlegungen zu Wahrscheinlichkeiten oder den Normen des Behauptens. Schon allein wegen ihrer Fruchtbarkeit verdient Williamsons Sicht Beachtung; diese Ernte bildet aber erst den zweiten Teil seines Buches.

Zuvor wird seine Sicht sowohl allgemein motiviert als auch in verschiedenen Hinsichten präzisiert und ausbuchstabiert. Wissen ist u.a. deshalb so wichtig für uns, weil es systematischen Handlungserfolg gut erklärt. Deshalb wollen wir etwa bei Ärzt*innen, dass sie wissen, was sie tun. In diesem Sinne zielen Überzeugungen auf Wissen, bloß zufällig wahre Meinungen sind nicht der volle Erfolgsfall.

Seine Position ist in ihrer Konsequenz dann eventuell gewöhnungsbedürftig, denn er bricht in Vielem mit der philosophischen Tradition. Wissen ist nämlich laut Williamson ein mentaler Zustand, der allgemeinste der faktiven (i.e. Wahrheit implizierenden), und damit ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis des Geistes. Während es traditionell näher liegt, Wissen als zusammengesetzt aus (u.a.) etwas Mentalem (Überzeugung) und etwas Externem (Wahrheit), also mithin als nicht 'rein' mental, anzusehen, eröffnet sich für Williamson die Möglichkeit, Arten mentaler Zustände selbst (und nicht nur ihre Gehalte) externalistisch zu individuieren (eben etwa faktive vs. nicht-faktive). Damit knüpft er an Putnams Externalismus und vor allem Burges Anti-Individualismus an, geht aber darüber hinaus und liefert eine originelle, eigene Sichtweise des Geistigen (wobei Wissen natürlich die zentrale Rolle in seiner Analyse zukommt).

Unser Geist erweist sich dabei als weit weniger transparent, als internalistische Vorurteile nahelegen: "Anti-Luminosity" nennt Williamson seine Ablehnung von garantiertem Selbstwissen, i.e. er ist der Meinung, dass es keine interessante Klasse mentaler Zustände gibt, die 'luminous', also epistemisch garantiert zugänglich sind, bei denen ihr Vorliegen also vom Subjekt stets leicht gewusst werden kann. Williamson wäre der erste, der zugibt, dass wir oft wissen, was in unserem Kopf vorgeht -- nur gibt es eben keine Garantie, keine Notwendigkeit dafür, kein allgemeines Prinzip dahinter. Sicherlich wissen wir oft, ja typischerweise, wann wir Schmerzen haben (oder uns kalt ist) -- aber wie verhält sich das mit Grenzfällen von Schmerzen im Übergang zu ihrem Verschwinden (bzw. wenn sie graduell einsetzen)?

Anti-Luminosity ist argumentativ von zentraler Bedeutung für Williamson, fällt aber selbst keineswegs vom Himmel, sondern wird vor- und umsichtig diskutiert und begründet (und mit seinen Arbeiten zu Vagheit und margin-for-error-principles in Verbindung gebracht). Überhaupt ist Williamson ein Meister der Argumentation, und neben originellen und folgenreichen Positionen finden sich in dem Buch zahlreiche Beispiele interessanter Argumente und Argumentanalysen.

In diesem Kurs wollen wir uns das Buch schrittweise vornehmen und Kapitel für Kapitel gründlich diskutieren. Bei Interesse können wir auch das ein oder andere Thema vertiefen und andere Autoren heranziehen (KaiL hat große Resonanz hervorgerufen), aber ich vermute, wir haben mit dem nicht ganz einfachen Primärtext genug zu tun. In jedem Fall erwartet uns clevere, originelle and aktuelle Philosophie.

Williamson, Timothy (2000): Knowledge and its Limits, Oxford University Press.

Williamson, Timothy (1994): Vagueness, Routledge.

Greenough, Patrick & Pritchard, Duncan (eds.) (2009): Williamson on Knowledge, Oxford University Press.

Carter, J. Adam ; Gordon, Emma C. & Jarvis, Benjamin (eds.) (2017): Knowledge First, Oxford University Press.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2019/20 , Aktuelles Semester: SoSe 2024