Voraussetzungen |
Zulassungsvoraussetzungen für Studierende B.A. Musikwissenschaft und B.A. Musikmanagement (Modul "Historische Musikwissenschaft 2"):
Modulhandbücher 2017, S. 8:
Nachweis über die bestandenen Prüfungen der Module „Einführung in die Musikwissenschaft” (= "Einführung in die Musikwissenschaft" und "Einführung in die Analyse"), „Grundlagen des Komponierens und Hörens” (= "Harmonielehre I und II", "Gehörbildung I und II", "Kontrapunkt I und II") sowie wenigstens jeweils eines Proseminars aus den Modulen „Historische Musikwissenschaft 1” und „Interdisziplinäre Musikwissenschaft”.
Die Nachweise müssen bei Abgabe der Hausarbeit vorliegen. |
Lerninhalte |
Für den Musikdenker Theodor W. Adorno gab es eine interessante Unterscheidung hinsichtlich jener Musiker, die eigentlich für ihn kompositions- oder vielmehr entwicklungsgeschichtlich nicht relevant erschienen: nämlich in „musikalische und unmusikalische schlechte Komponisten: die Musik von Rachmaninoff oder Gershwin bewegt sich im idiomatischen Medium, die von Sibelius nicht“ (Zitat von 1949). Rachmaninow steht als komponierender Pianist noch mit einem Bein im 19. Jahrhundert, als interpretierender – gerade auch ältere Musik bearbeitender – Komponist allerdings mit dem anderen Bein im 20. Jahrhundert auf einer Schwelle, wo sich Traditionen, prä-postmoderne Innovationen und Pop-Kultur individuell mischen. Das „Idiomatische“ an seiner Musik erschließt sich nicht nur in seinen populären Werken fast sofort, sondern findet sich auch in einem wissenschaftlichen Diskurs gespiegelt, der nicht selten unverhohlen beim Biographischen ansetzt und gerade das Sentimentale und emotional Überwältigende dieser Musik als Qualität zu retten versucht: „Rachmaninoff widersetzte sich den Strömungen seiner Zeit und komponierte, wie er fühlte: direkt und unverstellt, der Intuition gehorchend“, heißt es etwa in Andreas Wehrmeyers Rowohlt-Monographie aus dem Jahre 2000 (deren Lektüre als erste knappe Einführung in Leben und Werk hier durchaus empfohlen sei).
Damit sind die beiden Hauptaspekte dieses Seminars umrissen. Zum einen werden wir uns mit Racmaninows kompositorischer Entwicklung beschäftigen, einige Werke wie die berühmten Klavierkonzerte oder auch unbekanntere Kammermusik analytisch unter die Lupe nehmen und versuchen, das Idiomatische und Individuelle dieses Komponisten im Kontext seiner Zeit zu erfassen. Das findet damit zum anderen aber immer mit Blick auf die breite Rezeption Rachmaninows statt – nicht nur durch Adorno, sondern auch in Film-Klassikern wie Billy Wilders „Das verflixte siebte Jahr“ oder populärmusikalischen Plagiaten wie Eric Carmens „All By Myself“. Dass Rachmaninows Popularität bis heute ungebrochen erscheint und immer noch biographistisch den mit sich und der Welt fremdelnden Komponisten als Klischee inszeniert, machte jüngst noch die Präsentation der Konzert-Einspielungen Danil Trifonovs auf CD deutlich. Zur Vorbereitung also bitte viel Rachmaninow und auch Eric Carmen hören und Wehrmeyers „Sergej Rachmaninow“ (Reinbek bei Hamburg 2000) dem Komponisten entsprechend ganz anachronistisch als kleines Buch lesen. Zu Adorno kommen wir dann noch. |