Kommentar |
In der Lehrveranstaltung wollen wir uns einen Überblick zu einem Phänomen verschaffen, in dem sich ästhetische, soziologische und geschlechtergeschichtliche Aspekte auf vielfältige Weise überkreuzen. Mit Anbruch der 'Ersten Moderne' um 1900 suchen Künstlerinnen und Künstler verstärkt in ihren Paarbeziehungen und Partnerschaften kreative Arbeit und Lebenspraxis gemeinsam und gleichberechtigt auszugestalten. Dieser Anspruch musste zum einen gegen traditionelle Kunstauffassungen behauptet werden, die bis weit in das 20. Jhdt. hinein den Mythos des männlichen 'Schöpfer-Genies' verlängert haben, deren Partnerinnen stereotyp auf die Rolle assistierender-inspirierender 'Musen' reduziert wurden. Zum anderen wirkten und wirken normierende soziokulturelle Geschlechterdiskurse, aber auch die ökonomischen Mechanismen des Kunstmarktes auf kreative Paarbeziehungen ein und können aus Partnern (unfreiwillig) Konkurrenten machen. Im Seminar spannen wir einen Bogen von Künstlerpaaren und -ehen der Klassischen Moderne (z. B. Sonia Terk/Robert Delaunay; Sophie Taeuber/Hans Arp; Frida Kahlo/Diego Riviera) bis zu den performativen "Double Acts" der postmodernen und zeitgenössischen Kunst (Gilbert & George, Eva & Adele) und versuchen dabei auch die weitere gesellschaftliche Relevanz dieser kreativen Zweierteams auszuloten.
Die Doppelausstellung zu Charlotte Behrend und Lovis Corinth in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums (November 2021 bis Februar 2022) sowie die begleitende Vortragsreihe werden in das Seminar einbezogen. |
Literatur |
- Berger, Renate (Hg.): Liebe Macht Kunst. Künstlerpaare im 20. Jahrhundert, Köln 2000.
- Gisbourne, Marc: Double Act - Künstlerpaare, München 2007.
- Ausst.-Kat. Künstlerpaare: Liebe, Kunst und Leidenschaft, hg. von Anja Ebert u. Barbara Schaefer, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln, Ostfildern 2008.
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