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Im Jahr 1580 erschienen die ersten beiden Bände von Michel de Montaignes Essais, Abhandlungen, die in der Nachfolge und in Anlehnung an römische Vorbilder wie Plutarch oder Seneca dieser kunstvoll offenen literarisch-philosophischen Form den Namen gaben. Ein dritter Band folgte acht Jahre später. Die Auskunft für den Leser, dass er selber, Montaigne, der einzige Inhalt seines Buches sei, gilt dabei als Programm. Was diese Kunstprosa kennzeichnet, sind die bewusst gesetzte, sich selbst erforschende Subjektivität der Ausführungen und die Haltung des Schreibenden zwischen Wissen und Skepsis. Ralph Waldo Emerson nannte die Essais in seinem eigenen Essay über Montaigne (1850) ein unterhaltsames Selbstgespräch über jedes erdenkliche Thema, das einem in den Sinn kommt. – Die Lektüre von drei Essays soll am Anfang des Kurses stehen, und zwar der erste, kurze Text des Ersten Buches, „Durch verschiedene Mittel gelangt man zum gleichen Ziel“ (I, 1), dann der längere „Über die Kindererziehung“ (I, 26) und, aus dem Zweiten Buch, der erste Essay, „Über die Unbeständigkeit unseres Tuns“ (II, 1). Alle nachfolgenden Texte können je nach Geschmack und Interessenlage der Teilnehmenden ausgewählt und zur Lektüre bestimmt werden. – Die Textgrundlage bildet die sehr gut edierte und ins Deutsche übersetzte Auswahl von Herbert Lüthy, die in einem Umfang von 900 Seiten erstmals 1953 im Manesse Verlag erschienen ist. |