Kommentar |
Das Jahr 2022 ist ein Jubiläumsjahr für einen der bedeutendsten Dichter des deutschsprachigen Barock: Vor 400 Jahren wurde Grimmelshausen geboren. Leben und Werk sind in besonderer Weise mit den Wirren der Zeit verbunden, speziell mit dem Dreißigjährigen Krieg, den Grimmelshausen von verschiedenen Seiten miterlebt hat: die Verwüstung seiner Heimatstadt Gelnhausen durch kaiserliche Truppen, als mitziehender Trossjunge die Belagerung Magdeburgs, als junger Mann schließlich den aktiven Kampf im kaiserlichen Heer – bevor er Schreiber, Schaffner und Gastwirt, Burgvogt, noch mal Kämpfer und auch Schultheiß in der Stadt wird, in der er schließlich stirbt (Renchen). Schillernd und variantenreich ist auch sein Romanwerk, das mit subtilen Autorschafts- und Herausgeberfiktionen spielt. „Simon Leugfrisch von Hartenfels”, „Melchior Sternfels von Fuchshaim”, „Israel Fromschmidt von Hugenfelß” und „German Schleifheim von Sulsfort” sind nur einige der Pseudonyme, hinter denen sich Grimmelshausen verbirgt – allesamt gewonnen aus anagrammatischen Umstellungen (sein Prinzip treibt er ironisch auf die Spitze mit dem Roman „Deß Wunderbarlichen Vogelnests Zweiter Theil / An tag geben von Aceeeffghhiillmmnnoorrssstuu”). Im Zentrum unseres Seminars steht nur ein Werk, das es aber in sich hat: sein Hauptwerk, der Schelmenroman „Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch”, den der Autor im Titelkupfer selbst satirisch als grotesk zusammengesetztes Monstrum ausweist, das alle Gattungsgrenzen und literarischen Normen sprengt. Ergänzend werden wir (in ausgewählten Auszügen) weitere Texte des Simplicianischen Zyklus hinzuziehen.
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Bemerkung |
Zur Zeit ist das Seminar in Präsenz geplant. (Sollten wir aufgrund der Gesundheitslage doch kurzfristig auf ein digitales Format umsteigen müssen, wird das noch bekannt gegeben. In dem Fall wird die folgende technische Ausstattung Voraussetzung zur Teilnahme sein: stabiler Internetzugang, Computer mit Mikrofon und Kamera. Bei fehlendem Mikrofon oder Kamera können Sie sich bei uns melden: Wir können dann vom Lehrstuhl aus Leihgeräte organisieren.) |