Kommentar |
Den Kulminationspunkt der sich stetig radikalisierenden Französischen Revolution bildet die 1793/94 auf dem Land lastende Terreur. Sie war geprägt vom Krieg gegen die Koalitionsmächte, dem Bürgerkrieg in der Vendée, erbitterten Auseinandersetzungen unter den einzelnen rivalisierenden revolutionären Gruppierungen einerseits und zwischen Nationalkonvent und der Regierung andererseits, vom Kampf gegen Korruption, Spekulation, gegen eine rasche Geldentwertung und große Versorgungsnöte, von Massakern in der Hauptstadt, in der Bretagne, im Süden, täglichen Massenhinrichtungen, einer Schnelljustiz und restriktiven Gesetzen. "Tugend und Terror" lautete die Losung; der "Allgemeine Wille" lieferte die Legitimierung; ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit, eine Entchristlichung per Dekret, Umbildung der alltäglichen Gewohnheiten von der Sprache bis zum Kalender dienten als Mittel. All dies geschah für und im Namen eines idealisierten, mystisch überhöhten, fiktiven Volkes. Das reale Volk hingegen wurde instrumentalisiert von Agitatoren und überwacht von Agenten des Innenministers, die täglich Bericht zu erstatten hatten. In diesen Rapporten spiegelt sich die politische, wirtschaftliche und militärische Lage des Landes sowie die allgemeine Stimmung. |