Kommentar |
Bei der Verwendung von Sprache stehen wir sowohl als Sprecher*innen als auch als Hörer*innen ständig vor Entscheidungen. Verwenden wir beispielsweise ein Pronomen ("er") oder doch lieber einen Eigennamen ("Hans"), um auf eine Person zu referieren? Sind wir beim Beschreiben von Objekten lieber maximal explizit ("die dunkelgrüne Daunenjacke mit der Kapuze, die da ganz links in der Ecke hängt"), oder reichen kürzere Ausdrücke ("die grüne da")? Und warum und wie schließen wir aus der Hörerperspektive, welche Person oder Jacke in dieser Situation vermutlich gemeint ist?
In der Pragmatik sind solche Fragen in letzter Zeit häufig aus spieltheoretischer Perspektive betrachtet worden. Die Spieltheorie versucht grundsätzlich, Entscheidungen von in einem "Spiel" rational handelnden Individuen zu modellieren und erlaubt es dabei, sowohl Eigenschaften des Kontexts, z.B. die Menge an anderen Jacken, die gemeint sein könnten als auch Erwartungen, Überlegungen und Präferenzen der handelnden Personen mit einzubeziehen. In Bezug auf Sprache müssen etwa Sprecher*innen eine bestimmte Äußerung auswählen, die ihnen am besten geeignet scheint, eine Bedeutung zu kommunizieren, während Hörer*innen einer Äußerung eine bestimmte Bedeutung zuordnen müssen.
In dem Hauptseminar werden wir zunächst die grundlegende Anwendung spieltheoretischer Ansätze auf linguistische Fragen anhand von Beispielen aus der Pragmatik behandeln und später im Seminar auch auf andere Bereiche der Linguistik, etwa der Soziolinguistik oder Typologie anwenden. |