Flucht ist kein Phänomen nur der heutigen Zeit und bereits das antike Theater legt Zeugnis davon ab, welchen Stellenwert die Bühnenkunst in den diesbezüglichen gesellschaftlichen Aushandlungen einnahm. Zugleich bieten die antiken Stoffe und Dramen im Sinne von Blumenbergs „Arbeit am Mythos“ einen (kontrastiven) Bezugsrahmen für moderne und heutige Auseinandersetzungen (nicht nur) mit der Fluchtproblematik. Im Seminar stehen solche intertextuellen Konstellationen im Zentrum. Auf der Grundlage der antiken Flucht-Dramen „Die Schutzflehenden“ und „Die Eumeniden“ von Aischylos, „Iphigenie bei den Taurern“ und „Medea“ von Euripides sowie „Oidipus auf Kolonos“ von Sophokles werden wir spätere Adaptionen und Überschreibungen untersuchen: von Goethes „Iphigenie auf Tauris“ (1779/1787) über Hans Henny Jahnns Tragödie „Medea“ (1925), den ‚dramatischen‘ Erzähltext „Medea. Stimmen“ von Christa Wolf (1996) und das Theaterstück „Meine Mutter Medea“ (2009) von Holger Schober bis zu Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ (2014).
Wir starten mit der Paarung von Aischylos’ „Die Schutzflehenden“ (Textausgabe in Moodle) und Jelineks „Die Schutzbefohlenen“, die Festlegung des weiteren Seminarplans (mit Auswahl aus den genannten möglichen Texten) erfolgt in der ersten Seminarsitzung. |