Kommentar |
Die erzählerische Darstellung des Raums und dessen Aufladung mit Bedeutung für das Geschehen gehört zu den zentralen Kategorien der Erzähltextanalyse. Spätestens seit Jurij Lotmans grundlegenden Studien begreift man dabei die Räume, in denen die Figuren agieren, nicht nur als äußerlichen Faktor, sondern als sozial und/oder symbolisch kodierte Sphären, deren Semantik wesentlich zur Interpretation beiträgt. Wer am Seminar teilnehmen möchte, sollte die Bereitschaft zur Einarbeitung in Theorien mitbringen. Ein erster Schwerpunkt des Seminars wird drei wichtigen raumtheoretischen Ansätzen gelten: Lotmans strukturalistischer Raumsemantik („Die Struktur des künsterischen Textes”), Michail Bachtins „Chronotopos” und Michel Foucaults „Heterotopien”. Im Hauptteil des Seminars werden wir uns dann der Erprobung raumorientierter Perspektiven in literarischen Erzähltexten (19.-21. Jh.) widmen, z.B. Theodor Fontanes „Unterm Birnbaum”, Arthur Schnitzlers „Leutnant Gustl”, Franz Kafkas „Das Urteil”, Ilse Aichingers „Wo ich wohne”. Bei der Festlegung der literarischen Seminarlektüre, die gemeinsam in der ersten Sitzung vorgenommen wird, können auch eigene Vorschläge eingebracht werden. Die Theorietexte werden in Moodle bereitgestellt. Beginnen werden wir mit E.T.A. Hoffmanns "Des Vetters Eckfenster" (1822), einem Erzähltext, der eine Reflexion des räumlichen Schauens im Medium des Erzählens entwirft. |
Bemerkung |
Zur Zeit ist das Seminar in Präsenz geplant. (Sollten wir aufgrund der Gesundheitslage doch kurzfristig auf ein digitales Format umsteigen müssen, wird das noch bekannt gegeben. In dem Fall wird die folgende technische Ausstattung Voraussetzung zur Teilnahme sein: stabiler Internetzugang, Computer mit Mikrofon und Kamera. Bei fehlendem Mikrofon oder Kamera können Sie sich bei uns melden: Wir können dann vom Lehrstuhl aus Leihgeräte organisieren.) |