Die Geschichte des europäischen Theaters lässt sich auch als eine Geschichte der Skandale erzählen. Bereits Aischylos sorgte mit seinen furchteinflößend gestalteten Erinyen (Rachegöttinnen) in den antiken Aufführungen der Orestie für öffentliches Aufsehen. Für die Neuzeit gehören Molières Tartuffe (1664), Schillers Räuber (1782) und Hauptmanns Vor Sonnenaufgang (1889) zu den bekanntesten Theaterskandalen.
Im Seminar werden wir uns ‚skandalöse‘ Theaterstücke aus dem 20. und 21. Jahrhundert anschauen und diese gemeinsam analysieren und interpretieren. Dabei werden wir auch untersuchen, inwieweit das ‚Skandalpotential‘ der Stücke bereits im Dramentext angelegt ist und welche Rolle hierbei der Inszenierung zukommt.
Ziel des Seminars ist es, aus dieser Perspektive heraus in Werke bedeutender, kanonisierter Autor*innen der Zeit einzuführen und einen Überblick über wegweisende Formen des deutschsprachigen Theaters seit 1900 zu geben. Über die Analyse und Interpretation der Texte werden wir zudem grundlegende Fähigkeiten der Dramenanalyse einüben.
Voraussichtliche Textauswahl:
Arthur Schnitzler: Reigen (1912)
Bertolt Brecht: Baal (1923)
Heiner Müller: Die Umsiedlerin oder das Leben auf dem Lande (1961)
Rolf Hochhuth: Der Stellvertreter (1963)
Elfriede Jelinek: Burgtheater (1981)
Falk Richter: Fear (2015) |