Kommentar |
Das Chanson wird oft als Spiegel der französischen Gesellschaft beschrieben. Und so, wie das 20. Jahrhundert von einschneidenden gesellschaftlichen Ereignissen und Veränderungen geprägt ist, so durchläuft auch das Chanson in Frankreich zeitgleich eine markante, rasante Entwicklung. Mit der bereits im 19. Jahrhundert ansetzenden Kommerzialisierung durch industrielle Strukturen und im Zuge des technischen Fortschritts bilden sich im Laufe des 20. Jahrhunderts charakteristische Konzertformate, eine spezifisch-nationale Musiklabel-Landschaft sowie eine Verbreitung des Chansons, die nun nicht mehr hauptsächlich oral, sondern in bedeutendem Maße medial erfolgt. Das Chanson ist fortan auch maßgeblich mit seinen Akteur*innen verknüpft, wobei die Arbeitsteilung von Autor*innen, Komponist*innen und Interpret*innen geläufig ist, die Ausführung der drei künstlerischen Anteile in Personalunion aber immer stärker idealisiert wird. Wenn die Festlegung musikalischer Eigenschaften zur Definition eines Stils für das französische Chanson fast unmöglich ist, liegt dies auch an der Offenheit des Chansons, mit der es im Laufe der Jahrzehnte unterschiedlichste stilistische Einflüsse – von Jazz über Rock bis Rap – aufnimmt. Diese Anpassungsfähigkeit wird oft als der Schlüssel zu einer überdauernden Aktualität gesehen, und doch wird heute oft mit historisierenden Tendenzen von einem vergangenen goldenen Zeitalter des französischen Chansons in den 1950er und 1960er Jahren gesprochen, von einem Chanson, das sich besonders durch seinen poetischen Text auszeichnet.
Was die Beschäftigung mit dem französischen Chanson so spannend, aber auch komplex macht, ist die Situierung des Forschungsgegenstandes in der Schnittmenge von unterschiedlichen Disziplinen. So kann man ihn u. a. aus musikwissenschaftlicher, sprachwissenschaftlicher, soziologischer oder medienwissenschaftlicher Sicht betrachten. Wie bei anderen Stilen populärer Musik setzt allerdings auch beim französischen Chanson die Hinwendung von wissenschaftlicher Seite erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts ein. Als wichtige Quellen treten daher neben wissenschaftliche Literatur auch journalistische Inhalte, Radio- und Fernsehsendungen, Magazine und Blogs. Als besonderes Kleinod an der Universität des Saarlandes dient die Musiksammlung des Chansonarchivs Saarbrücken zum Eintauchen in die Geschichte und die Gegenwart dieses facettenreichen französischen Kulturguts … „le temps d’une chanson“. |
Voraussetzungen |
Zulassungsvoraussetzungen für Studierende B.A. Musikwissenschaft und B.A. Musikmanagement (Modul "Historische Musikwissenschaft 1"):
Modulhandbücher 2017, S. 6:
Nachweis über die bestandenen Prüfungen der Teilmodule 1 und 2 des Moduls „Einführung in die Musikwissenschaft” (= "Einführung in die Musikwissenschaft" und "Einführung in die Analyse") und der Teilmodule 1–3 des Moduls „Grundlagen des Komponierens und Hörens” (= "Harmonielehre I", "Gehörbildung I", "Kontrapunkt I").
Die Nachweise müssen bei Abgabe der Hausarbeit vorliegen. |