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In der Entwicklung des politischen Bewußtseins der Europäer fand ein kulturhistorisches Phänomen gemessen an seiner Bedeutung bisher eher wenig Beachtung: das demokratische und nationale Liedgut des 19. und 20. Jahrhunderts. Als wichtigstes Massenmedium der damaligen Zeit erlaubt es interessante Rückschlüsse auf die jeweilige politische Lage. Im Mittelpunkt stehen dabei Lieder, die Aussagen zu historischen Ereignissen und zu politischen Zuständen zulassen wie z.B. Lieder der Französischen Revolution und der Befreiungskriege, Handwerkerlieder, Lieder aus dem Vormärz, der Rheinkrise und der Revolution von 1848, Lieder der Arbeiterbewegung und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Textkritik der verschiedenen überlieferten Fassungen, der Interpretation der Kernbegriffe und auf Untersuchungen zur Sing- bzw. Spielweise anhand von historischen Tondokumenten und der eigenen Stimme. Die Betrachtung von Wort und Ton ermöglicht dabei Rückschlüsse auf die Wirkung des überlieferten Materials. Neben Liedern aus dem deutschen Sprachraum sollen auch einzelne Lieder aus anderen europäischen Nationen zum Vergleich herangezogen werden. Die Kursteilnehmer/innen sind aufgerufen, selbst ein Lied oder eine Gruppe von Liedern vorzustellen bzw. vorzutragen und in den kulturhistorischen Kontext einordnen. Das Singen der Lieder der deutschen Arbeiterbewegung wurde 2014 von der Deutschen UNESCO-Kommission in die Liste „Immaterielles Kulturerbe“ eingetragen. |