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Der Sinn des Lebens und andere große Fragen (auch: Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten) - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer 140246 Kurztext
Semester WiSe 2022/23 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen
Turnus Veranstaltungsanmeldung Keine Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
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Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Do. 14:00 bis 16:00 woch 13.10.2022 bis 13.07.2023           
Gruppe :
 
 
Zuordnung zu Einrichtungen
Philosophie
Inhalt
Kommentar

Die Frage nach dem Sinn des Lebens dürfte seit jeher ausschlaggebend für viele philosophische Überlegungen gewesen sein. Von einer sicheren und gar allgemeinhin akzeptierten Antwort auf die Frage „Was ist der Sinn des Lebens?” scheinen wir aber heute noch genauso weit entfernt zu sein, wie in der Antike. Auch die Frage nach dem Sinn des individuellen oder eigenen Lebens scheinen die Wenigsten anzugehen, geschweige denn positiv und konkret beantworten zu können. Wenn überhaupt, bekommt man meist pessimistische Antworten im Sinne von „Letztendlich ist doch alles egal.” oder „Es gibt überhaupt keinen übergeordneten Sinn im Leben.” zu lesen.

 

In Thomas Nagels Worten scheint die allgemeine Tendenz zu einer Sinnlosigkeit des Lebens darin zu liegen, „dass es zwar innerhalb des Lebens Rechtfertigungen und Erklärungen für die meisten unserer großen und kleinen Taten gibt, dass jedoch keine dieser Erklärungen den Sinn unseres Lebens als Ganzes angibt – des Ganzen, von dem diese Aktivitäten, diese Erfolge und Fehlschläge, Bemühungen und Enttäuschungen, Teile sind. Wenn wir über die ganze Sache nachdenken, so scheint sie überhaupt keinen Sinn zu haben. Von außen betrachtet wäre es ganz egal, wenn es uns überhaupt nicht gegeben hätte. Und wenn es uns einmal nicht mehr gibt, so wird es egal sein, dass es uns gegeben hat” (Nagel 1987, 99). Nagel geht im selben Aufsatz sogar noch einen Schritt weiter und deutet an, dass diejenigen, die nach einem Sinn suchen, sich lächerlich machen, da das Leben womöglich nicht bloß sinnlos ist, sondern absurd.

 

In diesem Seminar werden wir uns, wie es der Titel vermuten lässt, mit der Sinnfrage auseinandersetzen. Wie Thomas Nagel sind auch viele andere Philosophinnen und Philosophen – insbesondere von Seiten der analytischen Philosophie – zu dem Schluss gekommen, dass es keinen übergeordneten Sinn gibt. Einige von ihnen gehen sogar noch einen Schritt weiter und kommen zu dem Ergebnis, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens wenig oder überhaupt keinen semantischen Gehalt hat und somit eine unsinnige Frage darstellt. So wurde die Sinnfrage – wie auch nahezu alle anderen großen Fragen – zum Gegenstand der philosophischen Bedeutungsanalyse. Dabei blieb die Frage „Was meinst du überhaupt mit dieser Frage?” nicht selten unbeantwortet oder diese Gegenfrage brachte die fragende Person zumindest ins Grübeln ob der Sinnhaftigkeit der Frage selbst (vgl. Fehige, Meggle und Wessels 2000, 14).

 

Überspringen wir nun die Möglichkeit, dass die Sinnfrage in allen Facetten ins Leere läuft, so wurde sie im Laufe der Zeit von verschiedenen Leuten auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen beantwortet, die allerdings oft weniger zu Klarheit führen, als dass sie oft als gemeinhin unverständliche Gedankengänge mehr Fragen aufwerfen, denn beantworten. Ein paar wenige Antworten seien hier als Beispiele angeführt:

 

„Niemanden kann man zur Liebe zwingen, aber man kann selbst lieben und damit Menschen gewinnen. Darin liegt der Sinn des Lebens” (Im Sinne von Hildegard von Bingen; Wighard Strehlow 2010, 55).

 

„Es gibt keine einzelne Sache, die man als Lebenssinn bezeichnen könnte. So wie die Menschen ihre vielfältigen Ziele verfolgen, hat das Leben zu verschiedenen Zeiten für verschiedene Menschen einen unterschiedlichen Sinn” (A. J. Ayer, Text in Fehige, Meggle und Wessels 2000, 36).

 

„,Na schön‘, sagte Deep Thought. ,Die Antwort auf die Große Frage … lautet … Zweiundvierzig‘” (in Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis).

 

„Aber nochmals, ich glaube nicht, dass das Universum oder unsere Existenz von sich aus einen Zweck haben oder dass die Menschheit allemal einen befriedigenden Zweck erreichen wird, sondern nur, dass es möglich ist, einen solchen Zweck zu finden” (Julian Huxley, Text in Fehige, Meggle und Wessels 2000, 360).

 

„Der Sinn des Lebens kommt aus unserem Inneren, er wird uns nicht von außen auferlegt, und in seiner Schönheit und Beständigkeit übersteigt er jedes Himmelreich, das die Menschen sich je erträumt oder ersehnt haben” (Richard Taylor, Text in Fehige, Meggle und Wessels 2000, 95).

 

Oder um es in den Worten der Komikergruppe „Monty Python” auszudrücken: Der Sinn des Lebens ist „nichts Besonderes eigentlich. Versuchen Sie, nett zu anderen zu sein, vermeiden Sie fettes Essen, lesen Sie hin und wieder ein gutes Buch, verschaffen Sie sich genügend Bewegung, und bemühen Sie sich, mit Menschen aller Nationen und Religionen in Frieden und Eintracht zusammenzuleben. Na ja, das war’s – hier ist unsere Erkennungsmelodie. Gute Nacht.”

 

Wie und ob diese Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens erfolgreich, nachvollziehbar, befriedigend und so weiter sind sei an dieser Stelle hintangestellt. Jedoch spricht dieses Seminar all diejenigen an, die sich folgender durch Moritz Schlick beschriebenen zur Nervosität neigenden Gruppe zuordnen: „Nicht alle werden durch die Frage nach einem Sinn des Lebens beunruhigt. Die einen, nicht die Unglücklichsten, haben die Seele eines Kindes, das noch nicht danach fragt; die anderen fragen nicht mehr, sie haben das Fragen verlernt. Zwischen ihnen stehen wir, die Suchenden. Wir können uns nicht auf die Stufe des Naiven zurückversetzen, den das Leben noch nicht mit seinen rätseldunkelen Augen angeschaut hat, und wir wollen uns nicht zu den Müden und Blasierten gesellen, die an keinen Sinn des Daseins mehr glauben, weil sie in dem ihrigen keinen finden konnten” (Moritz Schlick: „Vom Sinn des Lebens” in Fehige, Meggle und Wessels 2000, 309).

 

Alle, die sich in der ein oder anderen Art und Weise dieser Gruppe zugehörig fühlen, lade ich herzlich ein, das Seminar zu besuchen. Eines kann ich versprechen: Wir werden keine allgemeine Antwort auf die Frage finden. Wir werden uns anschauen, ob und wie der Sinnfrage Bedeutung verliehen werden kann. Wir werden uns allerdings anschauen, ob wir – als Menschheit und Philosophierende – einer Antwort im Laufe der Philosophiegeschichte tatsächlich nicht nähergekommen sind. Außerdem werden wir bereits gegebene Antwortversuche diskutieren; erörtern, wie ein jeder selbst mit der Sinnfrage umgehen kann und uns anschauen, wie die Sinnfrage mit anderen großen Fragen der Philosophie im Zusammenhang steht sowie ob und wie sie aus nicht-philosophischer Perspektive (z.B. aus gesellschaftlicher, psychologischer, naturwissenschaftlicher oder theologischer) angegangen wird.

 

Neben dieser inhaltlichen Thematik ist das Seminar als Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten gestaltet. Das Finden, Rekonstruieren, Erstellen und Kritisieren von Argumenten spielen in der analytischen Philosophie eine besondere Rolle, der wir uns Laufe des Seminars widmen und sie auf die Sinnfrage anzuwenden versuchen. In den Sitzungen werden wir uns also verschiedene Argumente anschauen, spezifische Anwendungen auf Texte trainieren und zum Anfertigen eigener philosophischer Arbeiten überleiten. Außerdem wird es verschiedene Übungsaufgaben geben. Ob und inwieweit diese in den Scheinerwerb eingehen, wird in der ersten Sitzung des Seminars bekanntgegeben.

 

Literatur:

Christoph Fehige, Georg Meggle und Ulla Wessels (Hrsg.): Der Sinn des Lebens, München: Deutscher Taschenbuch Verlag, Februar 2000. Simon Blackburn: Die großen Fragen - Philosophie, Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag 2010.

(Weitere Literatur wird im Laufe des Seminars bekanntgegeben.)


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2022/23 , Aktuelles Semester: SoSe 2024