Kommentar |
Ein Stundenbuch ist zunächst einmal ein Gebetbuch für das tägliche Stundengebet, wie es von Laien (also von Nicht-Klerikern) seit dem 13. Jahrhundert benutzt wurde. Es konnte aber viel mehr sein: ein höchst persönlicher Gegenstand, zu dem sein*e Besitzer*in so häufig gegriffen hat wie wir heute zum Smartphone. Ein Medium der Kommunikation mit Gott, aber auch Kalender und Notizbuch. Ein 5 cm großes Objekt des täglichen Gebrauchs oder ein monumentaler Luxusgegenstand für die fürstliche Sammlung. Vor allem aber wurden Stundenbücher im 14. und 15. Jahrhundert immer wieder mit Malereien geschmückt, die zu den atemberaubendsten künstlerischen Zeugnissen des Spätmittelalters gehören. Einige davon, etwa die Monatsbilder der „Très Riches Heures“ des Duc de Berry haben sich in das kollektive Bildgedächtnis der europäischen Kultur eingeschrieben. Von den vielen tausenden Stundenbüchern des ausgehenden Mittelalters werden wir etwa ein Dutzend genauer unter die Lupe nehmen und Aufbau, Funktion, Bezug zum/zur Besitzer*in und Text-Bild-Bezug untersuchen. Dabei arbeiten wir nicht mit einzelnen, aus dem Zusammenhang herausgeschnittenen Buchseiten oder Illustrationen, sondern fast immer mit analogen oder digitalen Faksimiles des ganzen Stundenbuchs. |