Originelle Idee oder Verrat am „Original”? Die Frage wurde zuletzt vor allem im Kontext von Reboots immer wieder hitzig debattiert, wenn es um eine Neubesetzung männlicher Rollen mit Schauspielerinnen ging („Gender Swap”) – so etwa im Fall der Ghostbusters (USA 2016; R.: Paul Feig), Ocean’s 8 (USA 2018; R.: Gary Ross) oder in der Diskussion um eine weibliche Besetzung der Hauptrolle in einem neuen James-Bond-Film.
Nimmt die öffentliche Debatte häufig normative Züge an, wird die Beziehung zwischen Prätext und Adaption in der Adaptions-Forschung als eine komplexe gefasst: In ihrer „double nature” (Hutcheon 2006, 6) steht die Adaption in einem nicht aufzulösenden Bezug zu einem Prätext, den sie zugleich im künstlerischen Prozess transformiert. Bei der Untersuchung von Adaptionen ist diese ambivalente Beziehung stets mitzudenken (Blank 2015, 30).
Im Seminar soll diese „doppelte Natur” von Adaptionen anhand von Beispielen aus Film, Ballett und Comic analysiert werden. Im Fokus stehen Frauenfiguren aus der Literatur unterschiedlicher Epochen und ihre „intersemiotische Übersetzung” (Blank 2015, 29) in die Zeichensysteme der verschiedenen Medien. Wie werden die Frauenfiguren in den jeweiligen Werken dargestellt? An welchen Aspekten lässt sich die Bezugnahme der Adaption auf ihren Prätext ausmachen, und worin besteht die Transformation? Wie wirken sich kulturgeschichtliche Veränderungen des Geschlechterdiskurses auf die Adaptionspraxis aus? Wie wird die Geschichte der Figur in den verschiedenen Medien erzählt, d.h. über welche ästhetischen Mittel verfügt das jeweilige Medium? Diese Fragen werden anhand ausgewählter Beispiele diskutiert.
Die Texte und Auszüge, die Gegenstand der Seminarsitzungen sind, werden Ihnen auf Microsoft Teams zur Verfügung gestellt. |