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PS Der Bauer in der deutschsprachigen Literatur - [PS Lit. 1500-1800 + n. 1800] (Mo 8-10) - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Proseminar Langtext
Veranstaltungsnummer 146517 Kurztext
Semester WiSe 2023/24 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen 23
Turnus Veranstaltungsanmeldung Veranstaltungsbelegung im LSF
Credits
Sprache Deutsch
Belegungsfrist Windhund Germanistik, PS NDL + Mediävistik    22.09.2023 17:00:00 - 24.11.2023   
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Turnus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Mo. 08:30 bis 10:00 woch 23.10.2023 bis 05.02.2024  Gebäude C5 3 - SEMINARRAUM 2.06        
Gruppe :
Zur Zeit keine Belegung möglich
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Wagner, Marlen
Studiengänge
Abschluss Studiengang Semester Prüfungsversion Kommentar LP BP ECTS
Kein Abschluss Germanistik-(H) - 20071
Bachelor (HF/NF/EF) Germanistik - 20101
Bachelor (HF/NF/EF) Germanistik - 20101
Prüfungen / Module
Prüfungsnummer Prüfungsversion Modul
98005 -1 PS Neuere dt. Litwi
99062 -1 PS z. Lit.&Kult.nach 1800
99061 -1 PS z. Lit.&Kult.1500-1800
Zuordnung zu Einrichtungen
Germanistik
Inhalt
Kurzkommentar

Bauern sind epochen- und gattungsübergreifend häufig wiederkehrende Figuren in der deutschsprachigen Literatur. Dabei ist die Figurendarstellung durchaus divers. Folgt man dem alttestamentarischen Schöpfungsbericht so besitzt der Gedanke des Bauerntums und der landwirtschaftlichen Arbeit einen ontologischen Sinn, denn bereits die ersten Menschen waren Ackerbauern, die als Konsequenz des Sündenfalls unter Mühsal den Boden kultivieren und „die Pflanzen des Feldes” (Gen 3,18) essen müssen. In diesem Sinne begegnen Bauernfiguren auch im mittelalterlichen Totentanz, im Ständebuch und in Bauernklagen als typisierte Gestalten, die den ganzen Berufsstand vertreten und ihr tägliches Brot unter bedrückenden ökonomischen Abhängigkeitsverhältnissen hart erarbeiten. Im Eulenspiegelroman und in zeitgenössischen Schwanksammlungen werden Bauern als verlachenswerte Opfer der eigenen Illiteralität und als Symptome einer degenerierten Gesellschaft im Dienst der negativen Didaxe literaturfähig. Eine exponierte Stellung nimmt der dritte Stand im Fastnachts- bzw. Bauernspiel des 15. und 16. Jahrhunderts ein. Im Rededuell übertrifft der gewitzte Markolffo die alltagsintelligenten und inhaltsleeren Weisheiten des vermeintlich überlegenen Gelehrten, so dass dem Prinzip der „verkehrten Welt” entsprechend der Deklassierte über den hierarchisch Höhergestellten triumphiert. Bei Hans Sachs dagegen wird der tölpelhafte Bauer aufgrund seiner grobianischen Triebhaftigkeit und Einfalt dem Spott preisgegeben. Im Kontext der Literarisierung des Dreißigjährigen Krieges werden Bauern als Opfer marodierender Soldaten, die Höfe plündern, Landwirte foltern und Mägde vergewaltigen, gezeichnet (Grimmelshausen: Simplicissimus). Die Literatur der Aufklärung stilisiert einerseits die bescheidene und arbeitssame Lebenswelt zum locus amoenus und lobpreist die an den Tugenden der Nützlichkeit, Geselligkeit und Genügsamkeit orientierten Bergbauen (Haller: Die Alpen). Andererseits avanciert der Bauer im 18. Jahrhundert zum Untertanen schlechthin, wenn er sich etwa als rebellisches und selbstbewusstes Sprecher-Ich gegen die Willkürherrschaft des absolutistischen Fürsten richtet (Bürger: Der Bauer). Das Wiener Volkstheater bringt das Geschick des Bauern Fortunatus Wurzel auf die Vorstadtbühne, lässt ihn zu unverhofftem Reichtum gelangen und diesen in Kürze wieder verlieren, um schließlich die biedermeierliche Zufriedenheit mit dem einfachen, bürgerlichen Leben zu propagieren (Raimund: Der Bauer als Millionär). Die Konjunktur der Dorfgeschichte in der Mitte des 19. Jahrhunderts bringt mit Gottfried Kellers Romeo und Julia auf dem Dorfe einen der berühmtesten Erzähltexte hervor, der die wirkungsreiche Vorlage in den ländlichen Raum der fiktiven Kleinstadt Seldwyla transponiert und den Untergang zweier durch Rachsucht, Missgunst und Gier verfeindeten Familien im tragischen Suizid der Bauernkinder gipfeln lässt. Das naturalistische Drama kennt den Bauern als problematische Sozialfigur, dessen Milieu durch Alkoholexzesse, sexuelle Ausschweifung und eitlen Wohlstand geprägt ist (Hauptmann: Vor Sonnenaufgang). Die Anti-Heimatliteratur der 1970er Jahre dekonstruiert das Idyll der ruralen Alpenrepublik und stellt ihr das Modell einer gewalttätigen, ausbeuterischen und gänzlich inhumanen Existenz gegenüber, die den Bauern zum sozialen Außenseiter macht (Innerhofer: Schöne Tage, Turrini: Sauschlachten). 

Ausgehend vom Grundkurswissen widmet sich das Proseminar der sorgfältigen Lektüre, Analyse und Interpretation einschlägiger Texte der Bauernliteratur. Folgende Texte sind in den angegebenen Ausgaben eigenständig anzuschaffen:

Ferdinand Raimund: Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär (Reclam 120)

Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe (Reclam XL 19040)

Gerhart Hauptmann: Vor Sonnenaufgang (Reclam 19017)

Peter Turrini: Sauschlachten (gemeinsam mit Rozznjogd, Suhrkamp Taschenbuch)

Weitere Texte und Materialien werden in MS Teams zur Verfügung gestellt. Alle in HIS-LSF angemeldeten Teilnehmer*innen erhalten rechtzeitig vor Vorlesungsbeginn Zugang über einen Team-Code. Das Proseminar wird durch eine schriftliche Hausarbeit mit thematischem Schwerpunkt abgeschlossen. Ein Klausurangebot besteht nicht. 

Voraussetzungen

Die verbindlich geltenden Zulassungsvoraussetzungen entnehmen Sie eigenverantwortlich den Modulhandbüchern und Studienordnungen Ihres jeweiligen Studienganges.

Leistungsnachweis

Die zu erbringende Prüfungsleistungen sind den Regelungen der Modulhandbücher und der Studienordnung Ihres jeweiligen Studienganges eigenverantwortlich zu entnehmen.

 

 


Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2023/24 , Aktuelles Semester: SoSe 2024