Kommentar |
In der abendländischen Kultur werden seit Jahrtausenden die Grabsteine für viele Verstorbenen mit Erinnerungstexten, insbesondere mit kurzen Sprüchen, versehen. Daraus entwickelt sich bereits in der griechischen Antike die literarische Gattung der poetischen Grabschrift. Sie wird von den barocken Humanisten in die deutschsprachige Literatur importiert und erfreut sich von da an großer Beliebtheit sowohl bei den Autoren als auch beim Publikum. Die poetischen Grabschriften erinnern in prägnanter Form an konkrete Verstorbene wie Politiker oder Künstler, reflektieren aber auch menschliche Typen, besondere Todesarten oder Laster. Sonderformen sind u.a. Grabschriften, welche Autoren selbst auf sich und für ihre letzte Ruhestätte schreiben, und Kindertotenlieder. In dem HS wird eine repräsentative Auswahl der bekanntesten deutschsprachigen Grabschriften, etwa von Opitz, Gryphius, Lessing, Goethe, Ebner-Eschenbach, Rilke und Celan, gemeinsam sorgfältig analysiert und interpretiert. |