Kommentar |
Bereits seit dem Beginn der Filmgeschichte wurden Industrieanlagen, Maschinen und Arbeiter auf Zelluloid gebannt und damit Themen rund um die heutige Industriekultur behandelt. Der filmisch festgehaltene Arbeitsalltag stellt als Teil der Industriekultur einen interessanten kultur- und geisteswissenschaftlichen Untersuchungsgegenstand dar. Die Bandbreite des Industriefilms beschränkt sich dabei keinesfalls nur auf Dokumentarfilme, sondern umfasst neben z.B. Werbe-, Schulungs- und Kurzfilmen auch eine Vielzahl von Spielfilmen, die seit der Geburt des Films entstanden.
Als Teil bzw. Abschluss des Arbeitsalltags ist auch das (Feierabend-)Bier eng mit der Industriekultur und insbesondere mit männerdomonierten Arbeitsfeldern wie der Schwerindustrie verknüpft. Gleichzeitig ist die Produktion von Bier ein bedeutender Industriezweig, über den wiederum viele Industriefilme entstanden sind. Dokumentarfilme beschäftigen sich mit der Entstehung der Bierindustrie, aktuelle TV-Serien zum Beispiel mit dem Oktoberfest oder der amerikanischen Craftbier-Bewegung. Außerdem animieren Bierwerbungen auf Kinoleinwänden, Fernsehern, PCs und Smartphones weltweit zum Konsum des populären Gerstensafts, wobei kulturelle Unterschiede in die Werbestrategien einfließen, um überall auf der Welt den gleichen Effekt zu erzielen: den Gewinn von Konsumenten.
Der Kurs liefert zunächst einen Überblick über Industriefilm und Industriekultur sowie eine detailliertere Einführung in die interdisziplinäre Filmanalyse. Anhand von Beispielen werden Möglichkeiten aufgezeigt, Konzepte und Theorien aus unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Fächern und Disziplinen mit der "klassischen" Filmanalyse zu verschränken und den Industriefilm als fruchtbare Quelle zu nutzen. Im Anschluss werden die Studierenden ein Referat zu einem selbst gewählten Thema vorbereiten und präsentieren, wobei sie herzlich dazu eingeladen sind, die Blickwinkel ihrer jeweiligen Studienfächer einzubringen und den anderen KursteilnehmerInnen zu vermitteln. Der Fokus der vorgestellten Beispiele wird auf Industriefilmen der Schwer- und Bierindustrie der Großregion sowie internationalen Spiel- und Werbefilmen liegen, was jedoch keine Einschränkung für die Referate darstellt. Die Studierenden können den thematischen und geografischen Schwerpunkt ihres Referats frei wählen: aus amerikanistischer/romanistischer/germanistischer Perspektive Industriefilme auf ihre Kulturspezifika untersuchen, die Filmmusik einer oder mehrer Bierwerbungen unter die Lupe nehmen, sich der Darstellung von Konsument*innen/Männern und Frauen in Bierwerbungen verschiedener Regionen/Brauereien/Jahrzehnte widmen, etc., um einige von unzähligen Möglichkeiten beispielhaft aufzuzeigen.
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Bemerkung |
Zur Person: Isis Luxenburger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Lehrstuhl für Nordamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität des Saarlandes, wo sie Kurse zur Einführung in die Medienwissenschaft und Filmanalyse gibt. Während ihres Studiums der Translationswissenschaft, Französischen Kulturwissenschaft und Interkulturellen Kommunikation sowie Englisch an der Universität des Saarlandes hat sie sich vornehmlich mit Forschungsthemen an der Schnittstelle zwischen Kultur-, Sprach- und Film-/Medienwissenschaft beschäftigt. Nach ihrer Masterarbeit über Dimensionen des Kulturkontakts in einem saarländischen Dokumentarfilm über die Völklinger Hütte arbeitet sie aktuell an ihrem interdisziplinären Dissertationsprojekt zur Vermittlung von Industriekultur in Industriefilmen über die Schwerindustrie der kanadischen Provinz Quebec und der Großregion SaarLorLux, welches 2021 mit dem Förderpreis „Interregionale Forschungsförderung / Soutien interrégional à la recherché” der Großregion ausgezeichnet wurde. |