Die Französische Revolution – das Gründungsereignis der politischen Moderne – hat im ganzen 19. Jahrhundert ein Fortleben: nach der Erschütterung von 1789 kommen die Revolutionen von 1830, 1848 und 1870. Die Literatur der (post)revolutionären Zeit von 1793 bis 1874 produziert in Frankreich und in Deutschland ein historisches Bewusstsein der Revolution und ihrer Folgen. Im Mittelpunkt vieler Revolutionsromane und -dramen steht das Problem der revolutionären Gewalt und ihrer Legitimation durch das Ziel, eine bessere Gesellschaft zu schaffen. Wie konnte die Hoffnung auf Freiheit und Gleichheit 1793 in den Alptraum des Terrors umschlagen?
Im Seminar lesen wir u.a. (Auszüge von) V. Hugos Les Misérables (1862) und Quatre-Vingt-Treize (1874), G. Flauberts L’éducation Sentimentale (1869), G. Sands Nanon (1872), G. Büchners Dantons Tod (1835), Fr. Schillers Wilhelm Tell (1804), H. Heines Ideen. Das Buch Le Grand (1827) und Deutschland. Ein Wintermärchen (1844).
Am Beispiel von diesen paradigmatischen Werken spüren wir nach, welche Repräsentationen der Revolution im Frankreich und Deutschland des 19. Jahrhunderts konkurrieren und mit welchen Menschheitsvorstellungen diese einhergehen. Durch eingehende Textanalyse zeigen wir auf, welche ästhetischen Mittel beispielsweise den Glauben an den Fortschritt oder im Gegenteil dessen Desillusionierung zum Ausdruck bringen. Diese literarischen Positionen ordnen wir in den politischen und ideengeschichtlichen Entstehungskontext der Werke ein.
Die behandelte Literatur wird zu Semesterbeginn digital zur Verfügung gestellt (Reader).
Das Hauptseminar findet nicht wöchentlich statt: nach der einführenden Sitzung in der ersten Semesterwoche finden in zwei Blöcken statt. Sollten sich Überschneidungen mit anderen Seminaren ergeben, bitte ich um individuelle Absprache.
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