Kommentar |
Die Weimarer Republik hat im öffentlichen Bewusstsein ein weitgehend negatives Bild. In der Bundesrepublik Deutschland wurde, seit dem demokratischen Wiederaufbauprozess nach 1945 („Bonn ist nicht Weimar!“), stets eine scharfe Abgrenzung zu der vom langjährigen Reichstagspräsidenten Paul Löbe als „Demokratie ohne Demokraten“ bezeichneten ersten deutschen Republik vorgenommen, und noch heute wird in den Medien häufig vor „Weimarer Verhältnissen“ gewarnt. Diese Sichtweise, welche die demokratische Entwicklung der Jahre 1918 bis 1933 ausschließlich unter dem Fokus ihres Scheiterns betrachtet, wurde in der zeithistorischen Forschung bereits seit langem relativiert. So war die Weimarer Republik nicht nur in kulturhistorischer Perspektive eine Zeit des Aufbruchs, sondern beispielsweise auch im Hinblick auf sozialpolitische Veränderungen und Reformprozesse. Bei genauerem Hinsehen wird also deutlich, dass die erste deutsche Republik weitaus mehr als ein „demokratisches Zwischenspiel“ zwischen Kaiserreich und NS-Diktatur und große Nachwirkungen bis heute hat. Dies soll in der Übung thematisiert und analysiert werden.
Die Veranstaltung findet in drei Blocksitzungen statt. Als Studienleistung wird eine aktive mündliche Mitarbeit sowie eine kleinere schriftliche Aufgabe erwartet.
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Literatur |
Eberhard Kolb / Dirk Schumann, Die Weimarer Republik, 9. Auflage, München 2022. Christoph Cornelißen / Dirk van Laak (Hg.), Weimar und die Welt. Globale Verflechtungen der ersten deutschen Republik, Göttingen 2020. Heinrich August Winkler, Weimar 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie, München 1993. Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 18–20/2018: Weimarer Republik (https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/268366/weimarer-republik/). Bundeszentrale für politische Bildung: Dosser Weimarer Republik (https://www.bpb.de/themen/erster-weltkrieg-weimar/weimarer-republik/) |