Kommentar |
Die Kunst des Wartens
Das Warten ist Teil unseres Alltags – ob auf den Bus, beim Arzt, an der Supermarktkasse oder den lang ersehnten Urlaub. Warten ist mit Hoffnung verbunden und auch Ausdruck von Macht und sozialem Status: Während man schon nach kurzer Wartezeit am Check-In ins Flugzeug steigt, warten Geflüchtete oft jahrelang auf die Entscheidung über ihren Asylantrag. In strukturschwachen Regionen verbindet sich die Langeweile mit Stagnation, Perspektivlosigkeit und Resignation: Vergebens wartet man darauf, dass sich etwas ändern wird. Werden das Warten und die Langeweile in der Kunst weniger als leere oder verlorene Zeit erlebt und lässt man sich aktiv darauf ein, kann das Nichtstun dagegen produktive Möglichkeiten eröffnen. Im Seminar werden verschiedene Arten des Wartens in zeitgenössischen künstlerischen Positionen wie Performance, Film und Fotografie in Verbindung mit theoretischen Texten zum Warten diskutiert.
Literatur:
Die Kunst des Wartens, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, hg. v. Brigitte Kölle und Claudia Peppel, Berlin 2019
Silke Ohlmeier: Langeweile ist politisch: Was ein verkanntes Gefühl über unsere Gesellschaft verrät, Graz u.a. 2023
Billy Ehn, Orvar Löfgren: Nichtstun. Eine Kulturanalyse des Ereignislosen und Flüchtigen. Hamburg 2012 |