Kommentar |
Pendeln, Arbeiten, Schlafen – der Vers des Dichters Pierre Béarn verbreitet sich in den 1950er und 60er-Jahren in Frankreich als Ausdruck des stressigen Alltags der Einwohner:innen der französischen Hauptstadt. In den westlichen, vom Kapitalismus geprägten Gesellschaften scheint die Arbeit einen hohen Stellenwert zu besitzen: Sie konditioniert uns und definiert maßgeblich unseren sozialen Status. Für manche ist sie Mittel zur Selbstverwirklichung, für andere ein notwendiges Übel. Arbeit und Arbeitskämpfe – wie aktuell die Bahnstreiks und Bauernproteste – sind im öffentlichen Diskurs omnipräsent und lösen regelmäßig Debatten über unser Verständnis von Arbeit, die vorherrschenden Arbeitsbedingungen, etc. aus.
Wie denken wir über Arbeit? Wie entwickelt sich die Arbeit über die Jahrhunderte? Welche Berufe können als charakteristisch für einzelne Epochen verstanden werden? Das Seminar nähert sich diesen Fragen über die Literatur: Wie wird Arbeit von ihr aufgegriffen und ästhetisch verhandelt? Als Medium der Freizeit par excellence scheint sie besonders geeignet, einen neutralen und unvoreingenommenen Blick auf die Arbeit zu richten. Diese Fähigkeit der Literatur wollen wir nutzen, um uns mit der Geschichte der Einstellungen zur Arbeit und all‘ ihren Formen in der Moderne auseinanderzusetzen: Wie werden Arbeit und Arbeitsalltag von Büroangestellten, Fabrikarbeiter:innen und Influencer:innen von der Literatur imaginiert?
Wir arbeiten mit kurzen, einführenden Referaten und widmen uns der Analyse einzelner ausgewählter Werke. |