Kommentar |
„Der ‚Titurel‘, ein nachgetragenes Seitenstück zum ‚Parzival‘ Wolframs von Eschenbach, kann als eines der rätselhaftesten Werke der deutschen Literaturgeschichte bezeichnet werden. Eine höchst komplizierte Form, eine eigentümliche, dunkle Sprache und Bilderwelt und der fragmentarische Charakter machen ihn zu einer der faszinierendsten Sprachschöpfungen des Mittelalters“, so hieß es im Jahre 2001 im Verlagsprospekttext zur Ankündigung der neuen Ausgabe von Helmut Brackert und Stefan Fuchs-Jolie (s.u.). Diese durchaus nicht unangemessene Beschreibung enthält einiges Abschreckende - „rätselhaft, kompliziert, dunkel“ -, das gewöhnlich von der Wahl überhaupt irgendeines Textes dieses vielleicht interessantesten Autors der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters abrät. Dazu tritt im Falle des ‚Titurel‘ die Tatsache, daß Wolfram ihn offenbar niemals hat vollenden können (/wollen ?). Nichtsdestoweniger empfiehlt sich der Text doch durch seinen geringen Umfang (170 vierzeilige Strophen), noch mehr aber durch seinen ansprechenden Inhalt - eine wunderbare Schilderung der Liebe zwischen Sigune und Schionatulander, die freilich durchgehend elegisch getönt ist (das Bild des alternden Titurel zu Beginn, der aus dem ‚Parzival‘ zu erschließende tragische Ausgang der Liebesbeziehung) - als eine Einführung in das Werk des sprachgewaltigen Autors Wolfram von Eschenbach. Der Text ist im Rahmen dieses Proseminartyps natürlich auch allgemein geeignet, in das Lesen und die Übersetzung mittelhochdeutscher Texte einzuüben, wozu dann eine fundamentale Einführung in die sprachlichen Eigenheiten des Mittelhochdeutschen die Grundlagenkenntnisse vermitteln wird. |
Literatur |
Textgrundlage:
Wolfram von Eschenbach: Titurel. Text - Übersetzung - Stellenkommentar. Herausgegeben, übersetzt und mit einem Stellenkommentar versehen von Helmut Brackert und Stephan Fuchs-Jolie (de gruyter Texte), Berlin/New York 2003.
Vorbereitende Lektüre:
Bumke, Joachim: Wolfram von Eschenbach, (SM 36), Stuttgart/Weimar 82004, SS. 1-32 & 407-422; Ders.: Art. ‚Wolfram von Eschenbach‘, in: Kurt Ruh u.a. (Hgg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 10, Berlin/New York 1999, Spp. 1376-1418, bes. Spp. 1376-1380, 1407-1412; Weddige, Hilkert: Mittelhochdeutsch. Eine Einführung, München 82010. |