Kommentar |
Der im Seminar behandelte „Helmbrecht“ ist das einzig erhaltene Werk des Dichters mit dem klangvollen Namen Wernher der Gartenære. Der Dichter exemplifiziert den ordo-Gedanken des Mittelalters am Beispiel eines Meierssohnes, der sich zu Höherem – zum Ritter – berufen fühlt. Trotz der Warnungen des Vaters, sich in seinen angeborenen und somit von Gott gegebenen Stand zu fügen, zieht er aus und wird letztlich zum Raubritter und schändlichen Verbrecher, der seine gerechte Strafe empfängt. Auf dem Hintergrund der Parabel vom verlorenen Sohn wird an der Figur des Helmbrecht dessen dreifache Sündigkeit illustriert: Sein Ungehorsam gegenüber der Familienordnung, sein Verstoß gegen die göttliche Schöpfungsordnung und die Zerstörung des Landfriedens, die ihm als Vergehen angelastet werden müssen. In diesem warnenden Beispiel verdeutlich Wernher die ethischen Normen seiner Zeit und mahnt zur Wahrung überkommener Verhältnisse.
Im Seminar wird anhand des Textes das Lesen und Übersetzen aus dem Mittelhochdeutschen eingeübt, in die Begrifflichkeit des Mittelalters eingeführt und exemplarisch die Deutung der besprochenen Textstellen vorgestellt. |