Der Umgang mit dem Tod und den Toten gehört zu den Grunderfahrungen des Menschen und damit zu den Kernthemen der Historischen Anthropologie. Wie Menschen ihre Toten bestatten und ihrer gedenken, ist kulturell und historisch ausgesprochen variabel. So kannte die spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Gesellschaft die in Europa heute übliche Trennung zwischen Lebenden und Toten noch nicht: Die Toten wurden auf dem Kirchhof beerdigt, die Abschiedszeremonien waren in kirchliche und familiäre Rituale eingebettet. Erst die Moderne entwickelte die bis heute greifbare Distanz zwischen Leben und Tod und damit auch zwischen den Lebenden und den Toten, wie sie sich beispielsweise in der Ausgliederung des Todes aus familiären und nachbarschaftlichen Zusammenhängen spiegelt.
In europäischen Gesellschaften der Gegenwart wird der Tod oft verdrängt, der Umgang mit den Toten an Dienstleister wie Bestattungsunternehmen übertragen. In der Übung werden wir diesen Prozess der Verdrängung des Todes ebenso thematisieren wie neue Formen der Totenerinnerung z.B. über virtuelle Gedächtnisorte im Internet und neue Formen der Bestattungskultur wie die Bestattung in der Natur. Neben der Diskussion historischer Texte sind empirische Erhebungen zur aktuellen Grabgestaltung am Beispiel Saarbrücker Friedhöfe sowie zur Waldbestattung im Friedwald Saarbrücken geplant. |