Kommentar |
Die Mismatch Negativität (MMN) ist ein ereigniskorreliertes Potential, das immer dann auftritt, wenn in einer Sequenz von akustischen Reizen eine Abweichung auftritt. Hört man beispielsweise mehrfach denselben tiefen Ton und es wird plötzlich ein hoher Ton präsentiert, führt dies üblicherweise zu einer MMN. Entwicklungsgeschichtlich wird angenommen, dass dieser kognitive Mechanismus insbesondere der Gefahrenerkennung dient. Die MMN ist aktuell Gegenstand intensiver klinischer Forschung und hat auch für die klinische Praxis Relevanz. So kann mit der MMN der kognitive Zustand von komatösen Patienten ermittelt und das Erwachen aus dem Koma vorhergesagt werden. Patienten mit einer Schizophrenie, Multipler Sklerose und Alzheimer-Krankheit zeigen üblicherweise eine Reduktion der MMN, was Hinweise auf zugrundeliegende Krankheitsfaktoren liefert. Auch bei Kindern mit einer Dyslexie ist eine Reduktion der MMN, insbesondere bei sprachlichem Material, zu beobachten. Angesichts dieser hohen klinischen Relevanz der MMN ist es erstaunlich, dass einige Ursachen, die zu einer reduzierten MMN führen, wenig erforscht sind. So kommt es allein durch die wiederholte Stimulation zu einer Abnahme der MMN, was möglicherweise eine einfache Form des Lernens darstellt. Dies würde bedeuten, dass nicht jede Art der Antwortabnahme dysfunktional ist. In dem geplanten Empiriepraktikum soll diese Fragestellung näher untersucht werden. Dabei lernen die Teilnehmer nicht nur, wie man ereigniskorrelierte Potentiale misst und auswertet, sondern auch wie man eine eigene empirische Fragestellung entwickelt und neuropsychologische Experimente plant. |