Gerade in älteren Lyrikdefinitionen ist die sogenannte ‚Sangbarkeit‘ der Texte immer wieder zentrales Kriterium – bezeichnet doch Lyrik dem Wortsinn nach die Dichtung zum Spiel der Lyra. Wenngleich mittlerweile andere Definitionen der Gattung dominieren, so zieht sich doch die Nähe zum Lied wie ein roter Faden durch die Lyrikgeschichte: Vom Kirchenlied zum Popsong - stets sind lyrische Formen zu finden, die zur Vertonung oder zum Gesang geschrieben wurden.
Das Seminar bietet anhand zentraler Lieder der Lyrikgeschichte einen Einblick in die liedhaften Strukturen der Gattung, ihre Veränderungen und Kontinuitäten. Stationen sind beispielsweise das geistliche Lied des Barock, die Kriegslieder und Volksliedsammlungen des 18. Jahrhunderts, das Kunstlied der Romantik, Lieder im Umkreis der verschiedenen Revolutionen, Nationalhymnen, Lyrik zum musikalischen Vortrag im Kabarett der 1920er Jahre, politische Liedermacher in BRD und DDR bis hin zum sogenannten Diskurspop der 1990er und 2000er Jahre.
Darüber hinaus sollen auch poetologische Texte und literarhistorische Zusammenhänge untersucht werden, ebenso wie die Nähe von Liedhaftigkeit und bestimmten Subgattungen und die Affinität liedhafter Lyrik zu bestimmten Sujets. Hierbei werden die in den Grundkursen erworbenen Kompetenzen literaturwissenschaftlicher Analyse und Interpretation vertieft. |