Kommentar |
In den letzten fünf Jahren konnten gleich zwei Filme über Musiker einen Oscar für die beste Dokumentation gewinnen. Aber auch fiktionale Werke über Musiker sind seit Jahrzehnten immer Kandidaten für Oscars und andere Preise. Auf den ersten Blick scheint eindeutig: Musiker, ihr Leben und Schaffen laden zur cineastischen Auseinandersetzung ein und diese fasziniert das Publikum. Doch wenn man die Gattungsfrage stellt, ist die Trennung von Dokumentation und fiktionalem Film gar nicht so einfach, wie ursprünglich angenommen: Werk und Image der Musiker sind kaum voneinander zu trennen, was die Annäherungen an die reale(n) Person(en) erschwert. Die Filme oszillieren häufig zwischen Fakt und Fiktionen, Klischees werden aufgegriffen und tradiert, medial stilisiert und oftmals verklärt. Gerade dies Spiel mit Fakt und Fiktion macht den Film über Musik(er) – in seinen verschiedenen Ausprägungen – sehr attraktiv als postmodernen Austragungsort von Identität.
Ziel des Seminars ist es, genau diese Gattungsmischungen und mediale Inszenierungsstrategien zu analysieren und einzuordnen. Filmanalyse, Songtextanalyse sowie theoretische Ansätze stehen dazu im Fokus. Hierbei reicht das zu untersuchende Spektrum von Klassikern wie Let It Be (1970) und Spinal Tap (1984) über internationale Produktionen wie Gainsbourg, vie héroïque (2010) und Searching for Sugar Man (2012) hin zu Independentproduktionen wie Keine Lieder über Liebe (2005) und Fraktus (2012). |