Mit Ariosts Orlando furioso behandelt das Proseminar einen Klassiker der italienischen Literaturgeschichte aus der Spätrenaissance, der nicht zuletzt wegen seiner Erzählverfahren (der „Mischung von Scherz und Ernst“, der ironischen Verfahren) noch heute als ein Vorläufer des modernen europäischen Romans gilt.
Im Sinne einer „Gebrauchsanweisung“ sollen daher die folgenden Themenkomplexe und Fragen behandelt werden:
- die Entstehungsgeschichte des Furioso (der historische und kulturelle Kontext der Spätrenaissance, die Gattung des Ritterepos etc.)
- die den Text kennzeichnende „Mischung der Stile und Töne“ (tragische und scherzhafte Elemente, die Verstrickung von Tragödie und Komödie)
- die ironischen Verfahren, insbesondere die Fiktionsironie, mit der der Erzähler seine Präsenz im Text signalisiert und dem Leser die Fiktionalität der Geschichte vor Augen führt
- die Rezeption und „Nachwirkungen“ des Furioso in der modernen Literatur des 20. Jh. (z.B. bei Pirandello, Calvino)
Es wird erwartet, dass die Teilnehmer_Innen als Vorbereitung bis spätestens zur zweiten Novemberwoche die Nacherzählung des Orlando furioso in der Version Italo Calvinos gelesen haben.
Italo Calvino: Ludovico Ariosts rasender Roland, nacherzählt von Italo Calvino. Mit ausgewählten Passagen des Originals in der Verdeutschung von Johann Diederich Gries. Übersetzt, eingerichtet und kommentiert von Burkhart Kroeber. Mit 63 Zeichnungen von Johannes Grützke, Die Andere Bibliothek, Band 232, Eichborn, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-8218-4545-7/ ISBN 3-8218-4645-3 |