Kommentar |
Der Meistergesang ist eines der bemerkenswertesten literarischen Phänomene des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit im deutschsprachigen Raum. Er ist nicht ein Produkt der hochgelehrten Eliten, sondern entfaltet sich im Milieu einfacher, nur elementar gebildeter Handwerker, die sich 'am Feierabend' zur gemeinsamen künstlerischen Betätigung treffen. Die Meistersänger dichten u.a. Lieder, witzige bis groteske Schwankerzählungen und Fabeln in Versen. Des weiteren schreiben sie karnevaleske, oft auch obszöne oder massiv herrschaftskritische Fastnachtsspiele, die sie in Wirtshäusern im Fasching aufführen. Der bis heute berühmteste Meistersänger, der Nürnberger Schuhmacher Hans Sachs, engagiert sich zudem intensiv für die lutherische Reformation und wird mit seinen glaubenskämpferischen Gedichten und Bibeldramen zu einem der wichtigsten Propagandisten des frühen Protestantismus. Das Seminar nähert sich den Meistersängern und ihrer Dichtungspraxis anhand einer kleinen, repräsentativen Textauswahl durch genaue Lektüre und Interpretation an.
Am Ende steht eine Lektüre der wichtigsten Komödie des Barock, Andreas Gryphius' "Absurda comica", in der die Dichtung der Meistersänger bösartig verspottet wird. |
Literatur |
Der Reclam-Band "Absurda comica" von Andreas Gryphius ist anzuschaffen.
Die PDF-Dateien aller weiteren Primärtexte finden sich im ESem der SULB, dort (nach dem Einwählen mit LDAP-Kennung und Passwort!) unter Philosophische Fakultät, Fachrichtung Germanistik, Professur für Neuere deutsche Philologie und Literaturwissenschaft3, Prof. Bogner, HS Meistersänger |