Kommentar |
Refugees Welcome – keine Parole wird gegenwärtig in Deutschland kontroverser diskutiert. Als Reaktion auf Angela Merkels hoffnungsvollen Ausspruch (»Wir schaffen das«) zur Bewältigung der ›Flüchtlingskrise‹ und ihrer Folgen, sollte der Spruch Refugees Welcome den nicht-deutschsprachigen Flüchtlingen signalisieren, dass ihnen in Deutschland oder an anderen so markierten Orten geholfen wird.
Schneller als bei früheren einschneidenden historischen Ereignissen leisten Autoren und Regisseure der Gegenwart ›literarische‹ und ›filmische‹ Beiträge zum Diskurs über Flüchtlinge, Flucht, Völkerwanderung, Willkommenskultur, Ressentiments u.v.m. Das Seminar wird sich dem Thema zunächst einmal über die Bestimmung dessen nähern, was mit Flucht gemeint sein kann (Flucht als Zustand, als trans-liminale/trans-marine Bewegung). Darauf aufbauend analysieren und interpretieren wir Romane (Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen; Abbas Khider: Ohrfeige; Merle Kröger: Havarie), dokumentarische Berichte (Wolfgang Bauer: Über das Meer), Theaterstücke (Milo Rau: Empire; Maxim Biller: Kühltransport) und (Dokumentar-)Filme (Gianfranco Rosi: Fuocoammare; My Escape/Meine Flucht) die von Flucht(en) erzählen, wobei uns im Besonderen das Verhältnis zwischen Fiktivität und Faktizität sowie zwischen fiktionalisierenden und faktualisierenden Darstellungsverfahren interessiert. |
Literatur |
Romane:
Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen. München: Knaus 2015.
Abbas Khider: Ohrfeige. Roman. München: Hanser 2016.
Merle Kröger: Havarie. Hamburg: Argument Verlag 2015.
Reportage:
Wolfgang Bauer: Über das Meer. Mit Syrern auf der Flucht nach Europa. Eine Reportage. Suhrkamp: Berlin 2014.
Filme:
Fuocoammare (dt.: Seefeuer; I, FR: 2016). Regie: Gianfranco Rosi. Drehbuch: Gianfranco Rosi. Produktion: Paolo Del Brocco, Donatelle Palermo. Musik: Stefano Grosso. Kamera: Gianfranco Rosi. Schnitt: Jacopo Quadri. Laufzeit: 108 Min.
My Escape/Meine Flucht (D: 2016; Montage-Dokumentation aus Handy-Videos von Flüchtenden). Regie: Elke Sasse. Laufzeit: 90 Min. (ARD-Mediathek) |