Übersetzungstheorien beschäftigen sich immer auch mit Frage, was sprachliche Kommunikation im Allgemeinen und literarische Kunstwerke im Besonderen ausmacht. Zentral ist z.B. die Frage, ob man literarische Texte einfach als verschriftlichte Rede (z.B. einer Autor:in an ihr Publikum) verstehen kann oder ob bei ihnen eher formale Aspekte als die inhaltliche Mitteilung im Vordergrund stehen. Indem die Übung in übersetzungstheoretische Texte einführt, macht sie also auch mit grundlegenden Bestimmungen von Literatur schlechthin bekannt.
Um die theoretische Perspektive zu ergänzen und zu prüfen, werden in der Übung daneben Fiktionen gelesen, die Übersetzungsprozesse thematisieren. Wie inszenieren literarische Texte verschiedener Zeiten und Kulturen z.B. das Verhältnis zwischen Original und Übersetzung? Plädieren sie für wortgetreue Übersetzung oder sehen sie in freien Übertragungsprozessen vielmehr ein kreatives Potenzial? Die Übung zielt auf die allgemeine Einsicht, dass theoretische wie fiktionale Texte häufig den Begriff des Literarischen am Beispiel der Übersetzung umreißen.
Besprochen werden theoretische Entwürfe von Friedrich Schleiermacher, Walter Benjamin, Jacques Derrida und Barbara Cassin. Unter den literarischen Texten wird Cervantes’ Don Quijote in verschiedenen Übersetzungen und Adaptionen eine wichtige Rolle spielen. |