Berichte über versunkene Schiffe, Naturkatastrophen, Explosionen und Epidemien wirkten in der Frühen Neuzeit sowie im 19. und 20. Jahrhundert schockierend und politisch destabilisierend. Zum einen konnten diese Ereignisse soziale Konflikte zuspitzen, Proteste auslösen und bestehende Vertrauens- und Orientierungskrisen verschärfen. Zum anderen konnten sie patriotischen Appellen und religiös-moralischen Diskursen Aufschwung geben.
Die geplante Lehrveranstaltung analysiert die gesellschaftlichen, politischen und medialen Reaktionen auf Katastrophen und Sicherheitsprobleme in epochenübergreifender und transnationaler Perspektive. Geplant sind vier Blockveranstaltungen, die über traditionelle Epochenzäsuren wie 1789 und 1914 hinweg jeweils eine Leitfrage bearbeiten.
Erstens geht es um Naturkatastrophen (v.a. Erdbeben, Überschwemmungen) und die Frage nach der Prävention und Kalkulierbarkeit von Gefahren. Zweitens werden Diskurse über Technik, Fortschritt und Zukunft hinterfragt, etwa am Beispiel von Schiffsunglücken sowie später Flugzeugabstürzen. Drittens werden Epidemien und Seuchen in den Blick genommen und nach der Rolle des Staates bzw. den Erwartungen in diesen und nach den Grenzen der Versicherbarkeit gefragt. Schließlich werden die Reaktionen von deutschsprachigen Medien und staatstragenden Akteuren auf Katastrophen und Großunfälle im Ausland und ihre religiös-moralischen, national-patriotischen, bellizistischen oder solidarischen Motive während der letzten Blocksitzung diskutiert. |